Einmal Mailand und retour

Seit Jahren wieder Teil des Fuori Salone: Casa Vitra im Spazio Edit
Sie ist die größte Möbelmesse der Welt: 2407 Aussteller und 370.000 Besucher der Salone del Mobile versetzten die italienische Stadt in einen Ausnahmezustand. IMMO-Redakteure Mario Kopf und Ankica Nikolić reisten mit unterschiedlichen Voraussetzungen an und kamen mit mindestens genauso unterschiedlichen Eindrücken zurück.

Premiere in Mailand: Der ganz normale Messewahnsinn

Es ist Dienstag, 9 Uhr, in Mailand. Ich steige in die U-Bahn M1, Richtung Rho Fiera. Fünf Stationen später ist ein Festhalten überflüssig. 216 Menschen haben hier Platz, erklärt ein Schild. Und diese 216 – natürlich eine klare Untertreibung – haben ein Ziel: Salone del Mobile, Ausgabe 55. Meine Zuneigung zu Menschenmassen ist in etwa so groß wie jene zu Blasen an den Füßen. Zwei Leidenschaften, die ich bei meiner Premiere in Mailand zur Genüge genießen durfte. Natürlich wurde ich bestens vorbereitet. Kollegin Ankica Nikolić hat mir alle erlebten Schreckensszenarien ausführlich erläutert. Und Tricks verraten. Zum Beispiel, die richtigen U-Bahnkarten zu kaufen. Und tatsächlich: Obwohl auf derselben Strecke wie alle anderen Stationen gelegen, ist ein eigenes Metroticket für die Endstation notwendig. Spätestens dann scheint erwiesen, dass „Rho Fiera“ eine Welt für sich ist. Zumindest im Rahmen der Salone del Mobile kann man es sich dort ziemlich gut einrichten. (Im Oktober findet eine Messe zum Thema Maschinen, Werkzeuge und Automatisierung statt, nur damit Sie wissen, was ich meine).

Endlich angekommen.

Einmal Mailand und retour

Die Hoffnung, dass die gut gekleideten Mitmenschen eine Abzweigung nehmen und eigentlich woanders hin möchten, erfüllt sich nicht. Ich laufe. In fünf Minuten fängt der erste Termin an. Halle 20. Um bei der Metapher zu bleiben, das Ende der Welt. Süß, wie sie vor mir schlendern. Ich habe Nummer 24 erreicht und kombiniere haarscharf, dass ich zu weit bin. Das darf betont sein, weil meine Orientierungsgabe so ausgeprägt ist wie die Lieblichkeit eines Blobfisches. Was ich tags zuvor, bei meinen ersten Interviews in der Stadt, zu spüren bekam. Verschwitzt schrie ich den tiefenentspannten Mailändern Straßennamen entgegen, deren Erreichen sie mit ausschweifender Gestik erläuterten.

Danke an dieser Stelle.

Einmal Mailand und retour

Dass ich in den drei Tagen stets pünktlich ankommen sollte, ist dem unbändigen (Lauf-) Willen zu verdanken, der meine grottenhafte Kondition überlistet hat. Keine Ahnung, wie das möglich war. Gut, endlich 20 gefunden. Die Halle ist in Buchstaben unterteilt (!) – sie ist also sehr groß. Und sie ist voller Möbel. Und Menschen. Am letzter meiner drei Tage entsteht die Sehnsucht nach einer unmöblierten Wohnung – gut, ein bequemes Bett ist okay –, der Kopf ist ohnehin voll mit Interieur. Im Zug zum Flughafen habe ich dann Zeit, darüber zu sinnieren.Ich renne um mein Leben, um ihn zu erwischen. Mit dem roten Koffer, voll mit Pressematerial. Und mit Eindrücken, die ich nicht so schnell vergessen werde.

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