Im vergangenen Herbst wurden von über dreihundert Gärtnern der Stadt rund eine Million Tulpenzwiebeln in die Beete der Wiener Gärten und Parks eingesetzt. Die Tulpensorte „Orange Emporer“ wird derzeit mit 234.000 Frühjahrsblühern wie den Stiefmütterchen „Viola cornuta – Happy Day“ ergänzt. Wien wird in den nächsten Tagen in ein Blumenmeer aus Orangetönen verwandelt.
Verantwortlich für die Auswahl, das Farbkonzept und die Beetgestaltung ist der Wiener Stadtgartendirektor Rainer Weisgram (im Bild links). Wo einst noch strikte Linien in die Beete hinein gezirkelt wurden und auf viele Sorten gesetzt wurde, herrscht heute eine urbane, zeitgemäße Gestaltung: „Das Pflanzenkonzept ist in seiner Idee, im Vergleich zu früher reduzierter geworden. Mittlerweile kombinieren wir maximal zwei bis drei Sorten miteinander.
Natürlichkeit als Vorbild für Wiener Parks und Gärten.
Inspiration liefern natürliche Blumenwiesen und die Sehnsucht nach dem Ungeordneten. Es soll eine moderne Natürlichkeit entstehen, die sich perfekt in eine Großstadt integrieren lässt“, erklärt Weisgram. Bevor das Pflanzenschema Konturen annimmt, werden ausgewählte Arten in den Blumengärten Hirschstetten eine Saison lang genau untersucht und geprüft. Sie müssen widerstandsfähig und krankheitsresistent sein sowie Trockenheit vertragen, durchgehend blühen und den Belastungen einer Stadt gerecht werden: „Im Durchschnitt probieren wir bis zu hundert verschiedene Sorten aus. Lediglich vier oder fünf davon sind für den Einsatz geeignet. Ich versuche immer auch bodenschließende Pflanzen auszusuchen. Damit kann man ein großflächiges Erscheinungsbild optimal inszenieren und ich kann auch Unkraut eindämmen“, sagt Weisgram.
Ein Großteil wird in Eigenproduktion aufgezogen.
Neue Sorten für die Saison 2015 werden derzeit bereits getestet. Insgesamt müssen jedes Jahr 600 Beete, etwa 40.000 Quadratmeter, neu bearbeitet werden. Für die Frühjahrsbepflanzung werden etwa Tulpen aus Holland dazu gekauft. Die Sommerblumen hingegen werden ausschließlich in den Esslinger Blumengärten herangezogen. Derzeit befinden sich in den sechs Glashäusern 800.000 Pflanzenkeimlinge. 65 Prozent davon werden für das naturnahe Beetkonzept verwendet. 35 Prozent sind für spezielle Auspflanzungen (z. B. Blumenmotive) in Parkanlagen wie dem Donaupark, dem Kurpark Oberlaa oder für die Inszenierung der Blumenuhr im Stadtpark reserviert. Für sie werden auch eigene Gestaltungskonzepte entwickelt.
Die Aufzucht für den Sommer beginnt Anfang Jänner.
Damit die Blumen im Sommer rechtzeitig erblühen wird die Aufzucht zum Teil maschinell abgewickelt. Mitte April ist die Hauptproduktion abgeschlossen. Mithilfe einer Aussaatmaschine werden Samen auf entsprechenden Erdplatten angebracht. Nach dem Keimen werden sie mit dem Pflanzcomputer in die Töpfe gesetzt. „Die Maschinen sind effizient und sparen Zeit. Zusätzlich dazu kalkulieren wir immer eine Reserve ein, etwa fünf Prozent, damit unsere Gärtner bei etwaigen Schäden die Beete entsprechend nachrüsten können. Ein weiterer Grund ist natürlich, dass manche Sorten saisonbedingt nicht erhältlich sind. Der Überschuss ist somit auch notwendig, um außerhalb der Saison das Konzept aufrecht zu erhalten“, sagt Weisgram. Pro Tag können bis zu 50.000 Stück auf maschinellem Weg produziert werden. Die meisten Böden in den Esslinger Glashäusern sind derzeit übersät mit unzähligen Übertöpfen, aus denen kleine, grüne Triebe blitzen.
Die Pflanzenfarben für diesen Sommer? Weiß, Rosa und Violett.
Bei einer Temperatur von 14 bis 16 Grad Celsius gedeihen im ersten Esslinger Glashaus derzeit etwa pinke Präriekerzen (botanischer Name: Gaura). Im Haus daneben erstreckt sich auf dem Boden ein Teppich aus violetten Verbena rdigida, eine Pflanzengattung in der Familie der Eisenkrautgewächse. Das Pflanzschema sieht sechs Verbene und je zwei Gaura pro Quadratmeter vor.
Anfang Juni sind alle Glashäuser in Essling komplett leer gefegt. Spätestens bis dahin sollten sämtliche Sommerblumen ausgeliefert und die Beete bepflanzt sein. Dann wird das Frühlings-Orange durch das Farbtrio Rosa, Weiß und Violett ersetzt.
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