Ein Glashaus mit ungewisser Zukunft
Helmut Richter war einer der Baukünstler, der mich in Wien am meisten beeindruckt hat. Seine Mittelschule am Kinkplatz habe ich nach der Eröffnung 1994 besucht. Damals war ich aufgrund der Planung der Römertherme in Baden auf der Suche nach Lösungen für ein Glasdach mit einer großen Spannweite und gerade in diesem Moment wurde so ein Meisterwerk fertiggestellt. Ich war fasziniert. Vor allem durch die Verbindung der Technik und Architektur, Statik und der Formensprache. Das Haus war damals fast unwirklich ein Impuls für das Neue, eine Bestätigung, dass man auch etwas Mutiges planen und bauen kann. Jahre später war ich zufällig wieder in der Nähe und dachte mir, wenn ich schon hier bin, schaue ich es mir noch einmal an. Mal sehen, ob es noch immer so gut ist – und das war es. "Was machen Sie hier?", fragte der Schulwart. "Ich bin Architekt und wollte mir das Gebäude ansehen. Darf ich Sie was fragen? Wie finden Sie das Haus?" "Es ist schön, aber es ist sehr laut im Pausenhof". Ich schaute mich um – und bis auf ein paar Bänke, stand nichts im ersten Glashaus nach der Brücke. "Und wieso stellen sie nicht Pflanzen hinein, wenn Sie schon ein Glashaus haben? Einige Gärtnereien sind sicher daran interessiert, hier Pflanzen unterzustellen." "Sehen Sie, daran hat niemand gedacht." Die Schule soll nun wegen der "hohen Erhaltungskosten" abgerissen werden. Eine Petition dagegen habe ich unterschrieben und mich an dieses Gespräch erinnert. Ich hoffe , dass alle Schüler, die in den letzten 20 Jahren einen großen Teil ihres Lebens hier verbringen durften, auch etwas davon in sich tragen. Und offen für Neues und Experimentelles sein werden.
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