Die Pomeranzen des Prinzen
Als Prinz Eugen von Savoyen 1725 Schloss Hof erwarb, besaß er bereits mehrere prächtige Residenzen: das Wiener Stadtpalais in der Himmelpfortgasse, ein Landschloss in Ungarn und das Belvedere. Dessen barocke Eleganz führte zu Eifersüchteleien am Wiener Hof, nach dem Motto: „Ja, darf er denn schöner bauen als der Kaiser selbst“. Das sagt der Kunsthistoriker Hannes Etzelsdorfer, Kurator der Ausstellung „Triumph und Passion“, die derzeit in Schloss Hof in Niederösterreich zu sehen ist.
Triumpf und Passion
Abgewandt
Der neue Landsitz, fernab der höfischen Intrigen, bot viele Annehmlichkeiten. Katrin Harter, Kunsthistorikerin und Spezialistin für die Geschichte von Schloss Hof: „Eugen war privat ein introvertierter Mensch. Die öffentliche Rolle, die er am Hof innehatte, mochte er nicht sehr.“ Auf seinem Landsitz konnte er seinen wahren Leidenschaften frönen: dem Studium seiner wertvollen Bücher – sie wurden später zum Grundstock der Nationalbibliothek – und der „sehr vergnüglichen Gärtnerei“ (Zitat aus einem Brief an den Würzburger Bischof Friedrich Karl Schönborn, Anmerkung).
Abgeleitet
Das revitalisierte Schloss Hof knüpft an die spezielle Liebhaberei Eugens an, der Pflanzen aus aller Welt hierher schaffen ließ. Botanische Kostbarkeiten aus dem Mittelmeerraum waren im barocken Europa groß in Mode und galten als elitäres Statussymbol, auf das kein repräsentationsbewusster Fürst verzichten mochte. Beliebt waren alle Arten von Zitrus-Gewächsen, besonders aber die Orangen-Bäumchen. Davon leitet sich auch der Begriff „Orangerie“ ab.
Im Barock hatten die immergrünen Zitrus-Stämmchen eine eigene Symbolik: Sie standen für das ewige Leben. Die Orangen waren die Chiffre für die goldenen Äpfel des Hesperiden-Gartens. Hesperiden sind Früchte, die den Göttern ewige Jugend schenkten, eine Bedeutung, die den gebildeten Zeitgenossen Eugens geläufig war.
Aufgetischt
Nicht zuletzt waren die Pomeranzen, Limetten, Bergamotten oder Zedrat-Zitronen eine Bereicherung für die fürstliche Tafel. Denn trotz seiner Abneigung für öffentliche Auftritte, konnte sich auch Eugen den Konventionen seiner Zeit nicht gänzlich entziehen, und veranstaltete pompöse Feste.
Die heiklen Zitrus-Pflanzen überdauerten den Winter in Gewächshäusern, die heute wieder im Original-Zustand zu bewundern sind. Die Süd-Fassaden der Gewächshäuser waren verglast, das unterirdische Heizsystem gehörte zum technisch ausgefeiltesten was es im 18. Jahrhundert im Gartenbau gab. Nach Prinz Eugens Tod wurden die Exoten nach Schloss Schönbrunn übersiedelt.
AusstellungstippTriumph und Passion. 350 Jahre Prinz Eugen. Schloss Hof, bis 3. 11., täglich 10–18 Uhr. Preis: 12 € (Erwachsene, Jugendliche: 6 €)Lesen Sie mehr zum Programm in Schloss Hof auf Seite 27
KURIER.at/videoDer Prinz privat – Eugens Eigenheiten und seine Missgeschicke
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