"Design nach der Natur"

"Design nach der Natur"
Sie stammt aus Helsinki und lebt seit 25 Jahren in Wien: Architektin Tiina Parkkinen über das Besondere an finnischem Design.

Gemeinsam haben sie die viel gerühmten Nordischen Botschaften in Berlin gebaut, zahlreiche Einfamilienhäuser und vor Kurzem das neue Eissportzentrum in Wien. Tiina Parkkinen ist Teil des Architekturbüros Berger + Parkkinen, das sie gemeinsam mit ihrem Mann betreibt. Alfred Berger ist Österreicher, sie selbst stammt aus Finnland.

IMMO hat Tiina Parkkinen getroffen und mit ihr über finnisches Design gesprochen.

IMMO: Möbel, Lampen und Geschirr werden auf der ganzen Welt produziert. Warum glauben Sie, dass gerade finnische Entwürfe so begehrt sind und viele von ihnen zu Bestsellern wurden?
Tinna Parkkinen: Das hat mit unserer Geschichte zu tun: Schon im 19. Jahrhundert wurden rund um Helsinki große Werkstätten gegründet, um Alltagsgegenstände in großer Zahl zu produzieren und so für eine breite Bevölkerung erschwinglich zu machen. Dabei stand das Handwerkliche ganz klar im Vordergrund und im Laufe der Zeit konnte sich eine eigene Tradition der Ästhetik herausbilden. Viele große Architekten haben Entwürfe dafür gemacht.
All das hat dazu geführt, dass man Möbel, Geschirr, Lampen und Teppiche aus Finnland bis heute als Design mit einer eigenen Handschrift begreift.

Viele Gegenstände haben sehr eigenartige Namen, die man bei uns gar nicht versteht. Was bedeuten sie?
Die meisten Namen kommen aus der Natur. Die Entwürfe wurden von den Architekten nach Felsen, bestimmten Steinen und allen möglichen Pflanzenarten benannt.

Die finnische Landschaft scheint auch die Designs selbst sehr zu beeinflussen. Wie kann man sie sich vorstellen?
Finnland grenzt an drei Länder, Schweden, Russland und Norwegen. Die Landschaft ist relativ flach und von zahlreichen Seen durchzogen. Rund um diese Seen gibt es diese typischen runden Steine, die sicher Ausgangspunkt für die vielen geschwungenen Formen im Design waren und es bis heute sind. Wir sind außerdem das Land Europas mit dem größten Anteil an Wald, daher hat Holz bei uns auch eine so große Bedeutung – unser Umgang mit Holz ist daher wahrscheinlich auch ein ganz eigener.

Die meisten Entwürfe großer finnischer Architekten wie Alvar Aalto oder Eero Saarinen werden bis heute produziert. Wie erklären Sie sich den nachhaltigen Erfolg dieser Möbel und Accessoires?
Ich glaube, dass zum Beispiel die abgerundeten Formen vieler Gegenstände sehr angenehm sind – sowohl für das Auge als auch für den Gebrauch. Da die Sachen kostengünstig konzipiert werden mussten, waren sie notgedrungen auch immer sehr funktional. All das führte dazu, dass es sich hier nicht um etwas Modisches handelt, sondern um eine zeitlose Ästhetik, die auch noch nach 80 Jahren bestehen kann. Wir selbst haben unser Zuhause in Wien ebenfalls mit sehr viel Design aus Finnland eingerichtet – Sessel, Lampen und das ganze Geschirr. Ich bin damit aufgewachsen und schätze es sehr.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Interview

Kommentare