Design-Hotspot Rovinj

Platz 5: Rovinj, Kroatien
Beliebte Feriendestination und neuerdings auch Design-Hotspot: Ein Besuch in der kroatischen Küstenstadt Rovinj.

Ein Schiffsdampfer mitten in einem Pinienwald? Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würde der Bug eines überdimensionalen Luxusliners, in einer von Pinienbäumen umsäumten Bucht ankern. Doch eigentlich handelt es sich bei dem imposanten Bau um das erste kroatische Designhotel "Lone" in Rovinj. Inmitten des grünen Farbenmeeres aus Zypressen und P­inien entstand in der Nähe des geschützten Waldparks "Goldenes Kap", ein außergewöhnlicher Komplex.

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Ein Stück Pionierarbeit

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Das "Lone" der Hotelgruppe Maistra ist ein interessantes Experiment. Bisher haben die kroatischen Küstenstädte in puncto Design-Hotels leider wenig Vergleichbares zu bieten. Kein Wunder also, dass man für den Entwurf auf das vielversprechendste und renommierteste Kreativ-Quartett des Landes setzte. Tatjana Grozdanić-Begović, Silvije Novak, Marko Dabrović und Saša Begović bilden gemeinsam das Architekturbüro 3LHD. Erfolgreich realisierte Projekte wie etwa die Strandpromenade "Riva" in Split oder die "Memorial Bridge" in Rijeka sorgten nicht nur für nationale Anerkennung. Bekannt für außergewöhnliche Lösungsansätze haben die Architekten mit dem Konzept für das "Lone" auch ein Stück Pionierarbeit geleistet. Nicht nur in puncto Formensprache.

Ein wichtiger Aspekt galt auch der Zusammenarbeit mit nationalen Partnern: "Von Beginn an war für uns klar, dass wir mit diesem Projekt ein besonderes Statement setzen wollen. Wir haben uns bewusst entschieden, vorwiegend Künstler und Designer aus Kroatien zu engagieren. Das Projekt ist sozusagen ein Beweis dafür, dass die kroatische Architektur und das Design qualitativ hochwertig sind. Es lohnt sich, darin zu investieren. Nur so können wir einen Wiedererkennungswert und Authentizität erlangen", so das Architekturbüro.

Im Gegensatz zu klassischen, kubischen oder typisch lang gestreckten Hotelbunkern setzte das Team auf eine außergewöhnliche Fassadengestaltung und wählte für den Grundriss die Form eines Ypsilons. Das benachbarte Hotel Eden lieferte die Inspiration dazu: "In den 1970er-Jahren war das Eden ein angesagtes Hotel, nicht nur in touristischer, sondern auch in soziologischer Hinsicht. Geologische Bedingungen und die Anforderung, möglichst viele Zimmern einen Blick aufs Meer zu ermöglichen, führten schlussendlich zum Ypsilon", so das Architektenteam.

"Die Assoziation mit einem Luxusliner ist treffend"

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Wie drei zarte Fäden entspringen die einzelnen Hotelbereiche von der runden Gebäudemitte aus in unterschiedliche Richtungen. Für die Außenhülle wurde das Material "StoVerotec" verwendet. Dabei handelt es sich um Platten und Formelemente, die meistens in Kombination mit vorgehängten und hinterlüfteten Fassaden verwendet werden.

Im Untergeschoß setzte man auf großflächige Fensterfronten, welche das gesamte Gebäude umlaufen. In sattem Schwarz stehen sie in einem spannenden Kontrast zu den geschwungenen, weißen Fassadenelementen. Die Seitenwände der Terrassen und die Verglasung sind ebenfalls schwarz, dadurch wird das schwarz-weiße Farbspiel fortgesetzt. Die Holzböden auf den Balkonen erinnern an ein klassisches Schiffsdeck. "Die Assoziation mit einem Luxusliner ist treffend, da sich das Hotel in einer Bucht befindet. Insgesamt verfügen wir über 236 Zimmer und 12 Suiten", so Peter Lösch, Direktor des exklusiven, neuen Fünfsternehauses.

Beim betreten des "Lone" wird der Blick unweigerlich in die Mitte des Hauses gelenkt: Das lichtdurchflutete Atrium wird von einer in der Mitte hängenden Installation der kroatischen Künstlerin Ivana Franke inszeniert. "Es soll den fließenden Raum betonen. Ich achtete mehr auf die Integration in den Raum, als auf die wirkliche Sichtbarkeit der Installation als Objekt. Trotz großem Volumen ist ihre Natur fragil und ich würde nicht sagen, dass sie aggressiv den Raum dominiert, sie lässt ihn durch sich hindurchfließen", so Franke.

Im Empfangsbereich befindet sich eine weitere Installation: "Im hängenden Garten spricht man nicht?" von Silvio Vujičić. Direkt auf der Wand, erstreckt über zwei Hoteletagen, wurden Holzkisten mit Farnpflanzen versetzt positioniert. Elemente wie Geruch, Klang und Feuchtigkeit stehen bei der Gestaltung im Vordergrund.

Gemeinsam mit 3LHD entwickelte das kroatisch-österreichische Designteam Numen/For Use das Einrichtungskonzept, insbesondere die Möblierung der Zimmer und Appartements. "Spezielle Entwürfe wie etwa die Schreibtische und Betten haben wir extra für das Hotel produzieren lassen. Sie formen ein organisches Ganzes mit den bedruckten Stoffbahnen an der Wand", so Nikola Radeljković von Numen/For Use. Die transformierenden Stühle, die im öffentlichen Hotelbereich aufgestellt wurden, stammen ebenfalls vom Design-Team. "Das Produkt war ursprünglich für den privaten Gebrauch gedacht. Nun fügt es sich ausgezeichnet in diese funktionelle Komposition ein, ist flexibel kombinierbar und sieht in der organischen Architektur einfach toll aus."

Natürliche Materialien für Wohlfühlambiente

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Das geschwungene Runddach des benachbarten Hotels "Monte Mulini" wirkt im Vergleich zum Designhotel vielleicht etwas zurückhaltend. Eine Glasfassade in der Mitte des Gebäudes, verleiht dem "Monte Mulini" eine besondere Charakteristik. Das Londoner Architekturbüro Studio WATG ist für den Entwurf verantwortlich. Natürliche Materialien wie Holz und Naturstein aus der Region sorgen im Inneren für angenehmes Wohlfühlambiente. Moderne, verspielte Details, wie etwa die offene Feuerstelle im Restaurantbereich oder der üppige, wie eine Koralle anmutende Kristallluster aus transparentem und rotem Muranoglas sorgen für Extravaganz und Individualität. In den 113 Zimmern setzte man eher auf klassische Möbelentwürfe. Graue Chaiselongue, karminrote Samt-Sofas und seidene Vorhang-Volants, sorgen für ein geschmackvolles Gesamtbild.

Erster zu sein ist sicherlich nicht immer leicht. Das Büro 3LHD hat bewiesen, dass man durchaus auf die Qualität heimischer Kreativer setzen kann. Man muss nur wollen. Den internationalen Vergleich brauchen sie nicht zu scheuen. Nicht jeder Küsten-Quadratmeter sollte für Hotel-Kolonien frei gemacht werden, die meist auf einem Reißbrett im Ausland entstehen. Der Unterschied macht sich bemerkbar. Das "Lone" macht es vor.

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