Der Mann, der Häuser in neues Licht taucht

Bringt Häuser zum Leben: Sha beseelt Gebäude mit Licht, Kunst und Musik.
Der Steirer Sha ist der "Hausflüsterer". Mit Sound, Kunst- und Lichtinstallationen "beseelt" er Immobilien und macht sie damit für die weitere Verwertung attraktiv.

Manchmal ist es wie verhext.Obwohl die Gegebenheiten günstig scheinen, "funktioniert" ein Standort dennoch nicht. So geschehen in Dresden. Trotz zentraler Lage mit Blick auf das berühmte Taschenbergpalais war das "Haus am Zwinger" im Zentrum Dresdens stets eine Problemimmobilie.
Zugegeben, der Betonkoloss der 1998 in Windeseile hochgezogen wurde, war keine architektonische Glanzleistung. Die Dresdner nannten den lang gestreckten Monolithen nach dem damaligen Investor süffisant auch Advanta-Riegel. Aber ausgerechnet dieser "Bau-Riegel" entwickelte wenig Power, was sich von Beginn an in einer schwierigen Vermarktung der Büros und Wohnungen manifestierte. "Mieter blieben nie lange. Zwischenzeitlich wollte man das Haus zum Hotel umbauen, doch auch diese Pläne verliefen sich. Letztlich standen gut 20.000 Quadratmeter in bester Lage über 15 Jahre mehr oder minder leer", sagt Sha. Der gebürtige Steirer ist ein international gefragter Klang- und Wahrnehmungskünstler und gestaltet Sinnesräume für ganzheitliche Erlebnisse.

Der Mann, der Häuser in neues Licht taucht
Sha

Seine vielfach ausgezeichneten Projekte findet man heute in 35 Ländern. Dresden ist eines seiner jüngeren, dem er sich mit dem fränkischen Unternehmer Thomas Scherer vonDenkmalneu, Spezialist für die Umnutzung von Immobilien, annahm. Scherer, indem er das "Haus am Zwinger" 2014 kaufte und beachtliche 45 Millionen Euro investierte. Sha, indem er dem Haus eine künstlerische DNA verlieh, sprich dem Klotz neues Leben einhauchte. "Uns war klar, dass wir das Gebäude nur beleben können, indem wir es zum Erlebnis machen", sagt Sha, der sich auch gerne als Raumarchäologe bezeichnet.

Der Mann, der Häuser in neues Licht taucht
Sha

Tatsächlich geht er Häusern bis ins Detail auf den Grund, indem er deren Grundrisse, Bauweise, Geschichte studiert. So ergründet er die Seele eines Hauses. Mehr noch: Er versucht die Energie von Gebäuden zu erfassen, indem er sich viel Zeit für sie nimmt, um zu sehen, zu hören, zu spüren, ein Haus einfach wahrzunehmen. So erschließt sich ihm Akustik, Optik und Atmosphäre eines Bauwerks. "Was mir am ‚Haus am Zwinger‘ sofort aufgefallen ist: Da war keine Lebendigkeit, die Energien waren schwer."
Gründe dafür fand Sha unter anderem im Ort selbst, wo es schon um 1250 einen sakralen Raum und später mit der Sophienkirche Deutschlands größte gotische Kirche gegeben hat. Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, ließ das DDR-Regime das Gotteshaus 1963 schleifen und stattdessen eine Großgaststätte erbauen. "Hier klaffte, zwar nicht sichtbar, mitten in der Stadt eine Wunde. Das Gebäude war auch deshalb ein totes Haus, weil sich bis dahin niemand um die Energie der alten Sophienkirche gekümmert hat."

Der Mann, der Häuser in neues Licht taucht
Sha

Sha hat all das in sein Projekt "Das lebendige Haus" einfließen lassen. So hat der Visionär, der in Wien Komposition studiert hat, etwa eine gläsernde DNA entwickelt, die sich als Kunstwerk im Eingangsbereich und in den Treppenhäusern findet. Zudem hallt als Erinnerung an die Sophienkirche sakraler Gesang durch das Haus. Ein heilsamer Akt und keineswegs statisch. Verändert sich der Klang, mutiert die gläsernde Doppelhelix farblich. Zusätzlich verwandelt Sha das Gebäude durch Lichtinstallationen und -dioden an der Fassade. Das schafft Atmosphäre, Stimmung, Wärme, gewissermaßen Vertrauen.
"Diese Mischung aus abstrakten Klang- und Lichtlandschaften machen den Gestus des Hauses sichtbar. Ich habe versucht dem Gebäude ein energetisches Rückgrat zu geben", sagt Sha. Auch den Namen hat er auf "Das lebendige Haus" geändert. Und siehe da, es funktioniert. Büros und Wohnungen sind jetzt vermietet, ebenso die Flächen für Handel, Gastronomie und die Penthouses. Und das Restaurant am Dach ist, wie "Das lebendige Haus" selbst, längst zum neuen Hotspot Dresdens geworden.

Zur Person

„Der Sinn des Lebens ist das Leben der Sinne“, sagt Sha alias Andreas Rodler. Der Österreicher mit südsteirischen Wurzeln kreiert Kunst für den Alltag und dabei überschreitet er immer wieder die Grenzen des Alltäglichen. Mit seiner Kunst erforscht er die menschliche Wahrnehmung, also unsere Sinne und gestaltet somit „SinnesRäume“ für ganzheitliche Erlebnisse – ob in Form designschöner Wellnessliegen oder als Belebung von Häusern.
Shas Projekte findet man an über 300 Standorten in 35 Ländern.

www.sha-art.com

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