Der Blick aufs Wesentliche

"Bei meinem Lieblingsgebäude handelt es sich um den Heustadl in der "Gruabwiesn" (entlang der Enns in meinem Heimatort Altenmarkt/Pongau), den ich in meiner Kindheit bereits lieb gewonnen habe. Dazumal zwar noch nicht im Sinne qualitativer, bäuerlicher Architektur, sondern als Zufluchtsort aus dem Alltag – als Versteck, beziehungsweise als geschützter Unterschlupf zum Träumen und Welt verbessern – abseits von der Gesellschaft und ihren Normen. Im Laufe meines Architektur-Studiums und meiner intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema "traditionelles Bauen" – habe ich die einfache bäuerliche "Nutzarchitektur" – (Höfe, Wirtschaftsgebäude, Stallungen) lieben und schätzen gelernt und "mein" Heustadl hat mehr und mehr an Bedeutung für mich gewonnen.

Einfaches Bauen, mit hoher Intelligenz und hohem Maß an Sensibilität seinem Umfeld gegenüber. Beeindruckend die selbstverständliche Wahl der Materialien, der Konstruktion und die dafür richtigen Details wie zum Beispiel Rundhölzer für den massiven Blockbau auf einfachen Steinfundamenten, oder das mit Brettern gedeckte Satteldach. Über die notwendige Funktion (lagern von Heu) hinaus, erzeugt die offene Wandkonstruktion des Stadls neben einer permanenten Durchlüftung eine damit verbundenen, unverkennbare räumliche Atmosphäre – ein Lichtspiel im Inneren von mystischer Art. Leider hat mein Stadl mittlerweile Platz für eine neue Art von Heulagerung gemacht – grüne Siloballen. Ein vermeintlicher Gewinn für unsere Landwirtschaft, aber sicher ein Verlust unserer ländlichen Baukultur."