"Dafür brenne ich wirklich"
Eigentlich ist es wie Kochen. Man mischt die Zutaten zusammen und ist gespannt, was dabei herauskommt", sagt Hedwig Rotter. Mit dem Unterschied, dass in ihrer "Küche", einem Atelier nahe des Wiener Brunnenmarktes, erst einmal die Grundlagen für eine Mahlzeit geschaffen werden.
Rotter entwirft und formt für ihr 2007 gegründetes Label mano design Geschirr, Vasen und Leuchten, macht von der Idee über die Skizze und dem Modell bis zur Produktion alles in Eigenregie und Handarbeit. "Das ist natürlich ein bisschen verrückt", meint die Designerin und lacht, aber sie sei eben schon gut mit sich eingespielt. Eine nicht zu unterschätzende Voraussetzung, wenn man sich an Materialien wie Knochenporzellan heranwagt.
Rotter ist hierzulande die einzige Produzentin von Bone China, das neben der herkömmlichen Zusammensetzung von Porzellan noch fünfzig Prozent an Knochenasche enthält und besondere Zuwendung und Sorgfalt braucht. Der Herstellungsprozess ist ein anderer als bei Weichporzellan, das sie ebenfalls im Sortiment hat – aber darauf muss man erst kommen. "Ich habe es mir Learning-by-doing beigebracht, weil niemand das Geheimnis preisgibt. Beim ersten Brennversuch ist gleich einmal einiges schiefgegangen."
Das Handwerk findet sich nicht nur im Labelnamen (mano kommt aus dem Spanischen und bedeutet Hand – eine Hommage an ihre Studienzeit in Barcelona) wieder, sondern ist essenziell für die Designerin: "Auch wenn es abgedroschen klingen mag, Porzellan ist für mich das weiße Gold. Mit diesem Material handwerklich zu arbeiten, ist eine großartige Tätigkeit. Design nur am Computer zu entwerfen, würde mir nicht reichen."
Dass das Handwerk langsam wieder an Stellenwert gewinnt, sieht sie gerne: "Darin liegt Kultur, da ist etwas Regionales drinnen. Ich bin auch dafür, dass man mehr lokal einkauft, sonst sterben die Städte aus." Eine Traditionalistin ist die gebürtige Kärntnerin aber keineswegs, wie die Wien Collection oder die Landpartie zeigen, die spielerisch Klischees verarbeiten. "Ich komme vom Land, das ist natürlich ein Thema. Die Kollektion habe ich schon lange im Programm, mit dem Trachtenhype ist sie jetzt wieder aktuell geworden. Ich meine es ironisch, aber das kann jeder für sich selbst entscheiden."
Humorabsenz kann man der assoziativ arbeitenden Künstlerin nicht nachsagen: Aus ihrer einstigen Sucht nach chinesischen Instant-Nudelsuppen schlug sie Kapital und verarbeitete die Verpackungen zu Bechern, die Untertassen des Sets Mocca+ versah sie mit passenden Sprüchen, etwa "Nicht ansprechen bitte!" für bekennende Frühstücksschweiger, wie Rotter selbst einer ist. Der Entschluss, nicht zu experimentell zu arbeiten, war eine Grundsatzentscheidung. "Ich möchte keine Staubfänger produzieren, die nur im Kasten stehen. Die Produkte sollen im Alltag verwendet werden." Heute kann sie von ihrer Arbeit leben, investiert aber auch viel Zeit und fährt auf internationale Messen. "Ich habe den schönsten Beruf der Welt. Ich muss sagen, ich brenne wirklich dafür."
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