Da schau her: Der heurige Designmonat Graz

Da schau her: Der heurige Designmonat Graz
Zum achten Mal verwandelt der "Designmonat Graz" die Metropole in ein Zentrum der Kreativität: Ausstellungen, Installationen und Events nähern sich dem Thema auf vielfältige Weise. Von neuem Interieur bis zum Lob der Langsamkeit.

Sie sitzen zwischen Kräutern und Blumen am Lendplatz, stehen am Schlossberg und setzen auch im Rathaus auf Weitblick: Die "Weltanschauungsmodelle" des Künstlers Ottmar Hörl sind bereits innerhalb eines Tages zu lieb gewonnenen Gästen in der steirischen Hauptstadt geworden. Stets mit Fernglas vor den Augen, richten die Figuren den Blick in die Landschaft – fokussieren dabei aber zugleich Themen wie Bildung, Verkehr oder Politik.

"Mit den Installationen im öffentlichen Raum zeigen wir, wo in Graz kreative Denkanstöße in Zukunft gefragt sind", sagt Initiatorin Leonore Höfler vom Designshop MuR – Modernes und Raritäten. Ob Touristen oder Einheimische, die Augen wandern sofort in jene Richtung, in die Hörls Kunstwerke starren. Und regen möglicherweise Gedanken an, die im Fokus des heurigen Designmonats Graz stehen. "Wir wollten das Motto ‚Design Thinking – Thinking Design‘ begreifbar machen: Der Weltanschauer macht das, was beim Kreativprozess als Erstes gemacht wird – er schaut sich das Thema an."

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Mit einer kleinen Gruppe marschierte Höfler durch Graz, platzierte die Kunstwerke an verschiedenen Plätzen und fotografierte die Eindrücke. Die Bilder der eintägigen Installation sind im Rahmen des Designmonats in Höflers Geschäft ausgestellt. "Ich hätte mir nicht gedacht, wie präsent sie jetzt schon sind."

Design in der Stadt, im täglichen Leben zu spüren und damit nicht nur die üblichen Interessierten anzusprechen, ist ein großes Verdienst der mittlerweile achten Ausgabe der Veranstaltung. "Design [be]greifbar machen" ist Titel und Auftrag zu gleich. Wie bei Hörls "Weltanschauungsmodellen" werden die Menschen ab 30. April ein Monat lang unmittelbar mit Kreativität konfrontiert. Etwa in 34 Betrieben, die Objekte oder Künstler vorstellen, beim Festival "Assembly" mit dem Schwerpunkt Mode (19.–22. Mai) oder in Ausstellungen und Workshops.

Interieur-Trends in der designHalle

Stets ein Fixpunkt ist die Schau "Selected", die in der designHalle aktuelle Interieur-Trends präsentiert. Unter den 47 Labels aus 15 Nationen sind heuer erstmals Vertreter aus den USA und aus Japan dabei. Dazu aufstrebende Künstler wie Olga Bielawska, Studios wie Kristina Dam, das Label Yuue oder die Gewinner des "German Design Awards 2016" Neo/Craft – für Kuratorin Alexa Holzer "momentan einer der stärksten Vertreter überhaupt".

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"Wir haben bei der heurigen Auswahl gemerkt, dass die Arbeiten sehr puristisch sind, eine geometrische Formsprache haben. Man kann zwei Strömungen ausmachen: Einerseits eine Weiterentwicklung der Bauhaus-Thematik aus den 20er-,30er-Jahren, andererseits eine Wiederaufnahme des Memphis-Designs der frühen 80er-Jahre in Italien", sagt Holzer.

Bei der Design-Schau haben freilich auch heimische Künstler ihren Platz, Thomas Feichtner mit seiner prämierten "Pipes Lamp" oder die handgefertigten Schalen von Zerunianandweisz.

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Am 28. und 29. Mai können Ausstellungsobjekte vor Ort käuflich erworben werden. "Der Designmonat Graz verändert die Stadt", meint die Kuratorin, die die Ausstellung seit 2011 betreut, "mittlerweile erhalten wir auch international eine starke Rückmeldung." Das spiegelt sich nicht nur bei "Selected", sondern allgemein im Programm wider. So bietet die Schau "Awarded Design from Croatia", ebenfalls in der designHalle, einen Überblick über die kroatische Kreativszene.

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Möbel on demand

Einen innovativen Zugang präsentiert das Label Holt, das Georg und Xaver Kettele mit der Gruppe Kornberg Design Tischler (KBDT) aus der Südoststeiermark gegründet haben: Für die Serie "Open Desk" wird eine Fertigungsdatei online verschickt, mithilfe derer die Möbel weltweit von lokalen Produzenten hergestellt werden – in schlichtem Design. Die Entwürfe, die auch Skateboards umfassen, sind im designforum Steiermark zu begutachten.

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Premiere: Installationen im Schloss Hollenegg

Auf Langsamkeit setzt die Ausstellung "Slow" im Schloss Hollenegg in Schwanberg. Im Rahmen eines Residency-Programms öffnete die Designerin und Architektin Alice Stori Liechtenstein ihr Domizil im Jahr 2015 für junge Gestalter, die sich je eine Woche lang vom Ort inspirieren lassen konnten.

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Mit dabei waren das Studio Dossofiorito (Verona), mischer’traxler (Wien) und der Künstler Dean Brown (London), die Resultate ihres Aufenthalts werden in Form von Installationen erstmals von 8. bis 10. Mai in dem einmaligen Ambiente präsentiert. "Wie kann uns Design helfen, glücklich langsam zu sein?", steht als große Frage über diesem Beitrag. Ein weiterer Denkanstoß, der einen Besuch von Graz im Mai sehenswert macht – und mit großer Wahrscheinlichkeit glücklich zugleich.

Von 30. April bis 29. Mai organisiert das Netzwerk Creative Industries Styria zahlreiche Events. Zentrum des Spektakels ist die designHalle (Lazarettgürtel 62), die u. a. die Schau „Selected“ beherbergt. Ottmar HörlsWeltanschauungsmodelle“ begrüßen die Leute in Geschäften oder Spielstätten der Bühnen Graz. Die Bilder der Installation sind im Designshop MuR – Modernes und Raritäten (Enge Gasse 3) ausgestellt. www.designmonat.at www.mur.co.at

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