Bis zur letzten Blüte

Bis zur letzten Blüte
Mit den Experten des Barockgartens Schloss Hof durch die Blühsaison. Diesmal: Empfindliche Pflanzen vor Frostschäden schützen.

Es hat sich wieder einmal gelohnt, vor allem im Vergleich. "Wir haben schon Oktober gehabt, da war nach dem ersten Frost alles braun", sagt Schloss Hof-Gärtner Erich Muhr. Heuer hingegen: Balsaminen, Verbenen, Wolfsmilch, Steinkraut, einjähriger Salbei, Greiskraut und Ageratum blühen in Kombination mit Margeriten, ein Traum aus blau, rosa und weiß. Ein Beet weiter leuchten die orangen Körbe der dunkellaubigen Dahlie "Catherine Deneuve", als wäre noch ewig Zeit dafür. Aber der Eindruck täuscht. "Nächste Woche muss alles weg, leider." Für die Frühjahrs-Zwiebeln von Tulpen, Narzissen, Fritillarien (Kaiserkronen) und Krokussen müsse jetzt Platz geschaffen werden, sagt der Garten-Profi.

Harte Eingriffe sind auch im Kräuterbeet nötig. Kräuterhexe Christa Muhr bringt Ordnung in das Durcheinander der sich aussamenden Königskerzen und Lein-Pflanzen. "Einfach mit der Schaufel ausheben, dann die Wurzel-Ballen in einer Linie wieder eingraben, fertig."

Orangen- und Zitrus-Blüten verströmen einen betörenden Duft, sie blühen und fruchten das ganze Jahr hindurch. Im Herbst stehen Gärtner im östlichen Österreich, mit seinen harten Wintern, allerdings vor einem Problem. Wohin mit den sperrigen, schweren Kübeln? Weg müssen sie, denn bei Temperaturen unter –5  C leiden die Gehölze. Etwas Raureif schadet den Blättern noch nicht. Oliven ertragen sogar –10  C. Vor dem ersten Frost werden Kübel-Pflanzen drinnen verstaut. Am besten eignet sich ein Winterquartier, das hell ist und gerade frostfrei bleibt. Viel wärmer als +5  C sollte es aber auch nicht haben, denn während des Winterschlafs drosseln Pflanzen ihren Stoffwechsel.

Gewächse, die man im Spätsommer ausreifen lässt, trotzen der Winterkälte am besten. Ab Ende August sollte man sie auf Dünger-Diät setzen, so können sich die holzigen Pflanzenteile gegen tiefe Temperaturen wappnen.

Winter-Praxis

Zu hohe Raumtemperaturen lassen südliche Gewächse nicht zur Ruhe kommen. Die Folgen: Blätter fallen ab, Knospen verkümmern, Schädlinge greifen die Pflanzen an. Die Schildlaus hat dann etwa mit dem Zitrusbäumchen leichtes Spiel. Achtung: Wandelröschen, Bougainvillea und die Feige verlieren bei uns von Natur aus im Herbst ihre Blätter. Diese Pflanzen stellt man am besten dunkel und kühl. Immergrüne Gehölze wie Lorbeer, Zitrus, Hanfpalme oder Oleander brauchen dagegen durchgehend Licht.

Zur Feige: Vor dem Einwintern müssen die Früchte entfernt werden, sonst faulen sie am Baum. Schuld daran ist ein Pilz. Eine Extravaganz der Feige: Die unreifen grünen Früchte (siehe großes Bild) sind der eigentliche Blütenstand. Die Blüte befindet sich im Inneren und wird von der Feigengallwespe befruchtet, die durch eine winzige Öffnung eindringt.

Gießen nach Gefühl

Nur nicht verhätscheln, rät Erich Muhr, und hebt die abgestellten Kübel im Glashaus ein bisserl an. Am Gewicht merkt er wie viel Wasser die Pflanze braucht. Muhr: "Nur so viel gießen, dass die Erde nicht völlig austrocknet." So empfindlich Kübelpflanzen auch sind, sie wollen dennoch so wenig Zeit wie möglich in ihrer Winterunterkunft verbringen.

Pflanzenpaten: So erhalten Sie alte Bäume

1. Schloss Hof
Schon zu Zeiten Prinz Eugens (1663–1736) war Schloss Hof berühmt für seinen barocken Terrassengarten. Um diese Vielfalt jedes Jahr aufs Neue entstehen zu lassen, vergibt Schloss Hof Pflanzen-Patenschaften. Zur Auswahl stehen: Olive (Olea europaea), Lorbeer (Laurus nobilis) oder Granatapfel (Punica granatum), die schon der Schlossgründer sammeln und kultivieren ließ. Der Beitrag kommt der Pflege der Pflanzensammlung zugute. Kosten: ab 300 € im Jahr. Die Patenschaft für eine Kübelpflanze wird jährlich neu vergeben, der Name des Unterstützers auf einer Metalltafel vermerkt. Informationen unter Tel.: 02285/20 000 oder www.schlosshof.at.

2. Botanischer Garten Wien
Der Botanische Garten der Universität Wien existiert seit 1754. Im parkartigen Freiland wachsen ca. 850 Bäume. Zwei Bäume, ein Ginkgo und eine Platane, sind bereits 200 Jahre alt. Die Vielfalt an Gehölzen auf engem Raum bedingt, dass nicht alle optimale Bedingungen vorfinden. Bedürftige Bäume sind etwa der Amerikanische Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera), der Taschentuchbaum (Davidia involucrata) oder eine Schwarz-Pappel (Populus nigra var.betulifolia). Kosten: 365 € pro Jahr. Die Patenschaften werden auf drei Jahre vergeben. Der Name wird auf einer Marmortafel verewigt. Infos unter Tel.: 01/4277-54124, -54100 bzw. www.botanik.univie.ac.at/hbv.

Bis zur letzten Blüte

Tipp des Gartenprofis: Edelrosen abdecken

Beetrosen werden bis weit über die Veredelungsstelle – das ist die Verbindung zwischen Edelreis und robuster Unterlage –, mit Erde angehäufelt. Das hilft den Sträuchern über harte Frostperioden hinweg. Vertrocknete Spitzen und Früchte werden abgeschnitten, die Triebe um ein Drittel bis zur Hälfte eingekürzt, sonst kann starker Wind die Wurzeln im Boden lockern, wodurch sie frostanfällig werden und leichter austrocknen. Zuletzt erhalten Beetrosen eine Reisigdecke. Auch Hoch­stammrosen werden an der Basis angehäufelt. Das Stämmchen wird mit Hauben aus Vlies oder Jute (Bild) gegen Wind und zu viel Sonne geschützt. Vor dem Zuschnüren werden sämtliche Blätter entfernt, damit es nicht zu Fäulnis kommt. "Im Frühling werden die Rosen auf drei Augen zurückgeschnitten", sagt Schloss-Hof-Gärtner Erich Muhr. Man kann die Stämmchen auch vom Pfahl lösen, umbiegen und mit Erde bedecken. Der Vorteil: ein zuverlässiger Schutz vor Erfrierungen. Das Risiko: die Stämmchen können brechen. Die ganze Pflanze wird mit Laub oder Reisig abgedeckt.

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