Ausstellung: Eine andere Welt ist pflanzbar

Ausstellung: Eine andere Welt ist pflanzbar
Wild wuchernde Gärten in der Großstadt: Beispiele eines weltweit wachsenden Phänomens im Architekturzentrum.

Blumen- und Pflanzenkisterln illustrieren die Ausstellung mit dem sperrigen Titel "Hands-On Urbanism 1850-2012" im Architekturzentrum: "Vom Recht auf Grün" erzählt sie. Vom Gärtnern und von der Geschichte grüner ungeplanter Stadtentwicklung im öffentlichen urbanen Raum.

Und schnell wird klar: Hier geht’s nicht um Verschönerung, sondern darum, was Menschen existenziell brauchen. Ums Notwendige. Gezeigt wird, wie selbst organisiertes Siedeln, Selbstbau und Selbstversorgung durch Gärtnern zum Teil großer Städte wurde.

Sozialgeschichte in Grün

"Krisensituationen haben stets zu eigenen Lösungen geführt", sagt Elke Krasny. Die von der Kuratorin zwischen Wien und New York, Paris und Mexico, Istanbul und Hongkong gesammelten 18 Beispiele für eine "Stadtentwicklung von unten" sind zugleich Überlebensstrategien in den Großstädten.

"Eine andere Welt ist pflanzbar" sagen etwa die Initiatoren von "Community Gardens", denen ein hohes Potenzial zur Entschärfung sozialer und gesellschaft­licher Probleme zugeschrieben wird.

Lebendiger Nutzgarten

Ausstellung: Eine andere Welt ist pflanzbar

Von den Schrebergärten bis zu den wilden Pflanzereien grenzenloser Stadtgärtner – bewirtschaftete Grünflächen in der Stadt gab es schon immer.

Auch Künstler haben den Garten als wirkungsvolle Ausdrucksform für sich entdeckt: Der Amerikaner Fritz Haeg bepflanzt "als politischen Akt" Gemüsegärten

für Familien und ganze Wohnblöcke; die Londoner Designer Andrew Merritt und Paul Smyth inszenieren Salatbeete im Clublicht und haben mit dem "farm:shop" einen Mix aus Café und Gewächshaus entworfen. Wer dort im Londoner Stadtviertel Hackney sein Sandwich isst, blickt auf Gurkenpflanzen und Paradeisstauden.

In Wien wurden schon im Ersten Weltkrieg auf dem ehemaligen Parade- und Exerzierplatz Schmelz in großem Stil "Kriegsgemüsegärten" angelegt. Und 1919 entstand daraus die "Freie Vereinigung der Schrebergärtner der Zukunft".

Rund ein Drittel des urbanen Raums weltweit wurde und wird von Bewohnern der Region entwickelt, sagt Elke Krasny. Besonders intensiv sei dieser "gelebte Urbanismus" in Krisenzeiten.

Im MuseumsQuartier werden u. a. die im New York der 1970er-Jahre begründete Bowery-Houston Community Farm, die "Orga­no­pónicos-Bewegung in Kuba und das Ma Shi Po Village in Hongkong mit seinen illegalen Farmen, Fischteichen und Reisfeldern vorgestellt – und der "Prinzessinnen­garten" in Berlin Kreuzberg: Dort wird auf einer ehemaligen Brachfläche seit 2009 eine große Vielfalt von Gemüse- und Kräutersorten angebaut. Mitten in der Stadt.

Gärten: Motor einer Stadtentwicklung

Ausstellung "Hands-On Urbanism 1850–2012. Vom Recht auf Grün" spannt den Bogen von der Schrebergartenbewegung bis zur Favela-Intervention, von Nachbarschaftsprojekten bis zum Müllsammelprogramm in brasilianischen Slums, von der Nutzung von Brachflächen bis zum organisierten Widerstand gegen Immobilienentwickler: Zu jedem der 18 Projekte gibt es neben Plänen und Fotos auch kleine Screens mit Interviews mit beteiligten Aktivisten,Planern, Siedlern, Architekten oder Kleingärtnern.

Wann & Wo Bis 25.6. Architekturzentrum Wien (Az W), 7., Museumsplatz 1, täglich 10–19 Uhr; www.azw.at

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