Architekturbüro querkraft feiert Jubiläum

Residential building LEE, Leebgasse, Vienna, Austria by Querkraft Architekten, Vienna.
Vor fünfzehn Jahren wurde das Wiener Architekturbüro querkraft gegründet. IMMO hat das Trio getroffen und über den Stellenwert der Baukunst, Fehler in der Raumordnung und Pläne für die Zukunft gesprochen.

Die Rechnung ging auf. Vor fünfzehn Jahren haben Jakob Dunkl, Peter Sapp, Michael Zinner und Gert Erhartt das Büro querkraft gegründet. Aus Überzeugung und Leidenschaft. Heute sind sie zwar nur noch zu dritt, die Eckpfeiler von damals spielen nach wie vor eine bedeutende Rolle und sie sind noch immer auf dem Weg.

Architekturbüro querkraft feiert Jubiläum

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IMMO hat mit den Baukünstlern über Gestaltung, Architektur und fünfzehn Jahre Arbeit gesprochen:

Haben Sie die Entscheidung, sich selbstständig zu machen, jemals bereut?

Architekturbüro querkraft feiert Jubiläum
Nein, wir haben das Büro gegründet, damals noch mit Michael Zinner, weil wir überzeugt waren, zusammen eine größere Dynamik erzeugen zu können. Es war eine vom Bauchgefühl und der Intuition gesteuerte Entscheidung. Was sind die Qualitäten von querkraft?Für Menschen zu bauen und am Ende muss immer ein Plus an Lebensqualität übrig bleiben. Und wir sind starke Teamplayer und sehen nicht nur uns drei. Es gibt eine Hierarchie der Argumente und der Qualifikationen. Uns ist es egal, wer die zündende Idee hat. Die Stärke liegt im Team.

Wie schwierig ist es, seinen Prinzipien treu zu bleiben?

Es ist eine ständige Überprüfung, ob man noch auf dem Weg ist, den man einschlagen wollte. Wir sind einem hohen wirtschaftlichen Druck ausgesetzt und wir tragen Verantwortung unseren Mitarbeitern gegenüber. Dennoch versuchen wir bei der Entscheidung, ob wir Aufträge übernehmen oder nicht, das auszuklammern und ein Projekt in unserem Sinne auszuführen.

Wer ist die treibende Kraft bei großen Wohnbauprojekten: Architekt oder Auftraggeber?

Im Idealfall beide. Im Entstehungsprozess eines Gebäudes sind Architekten ein kleines Rad. Sie steuern ein wenig mit, aber sie haben nie die alleinige Steuerungsmöglichkeit. Man ist Dirigent eines Projektes. Es ist auch Aufgabe des Architekten, die gesamtgesellschaftliche Verantwortung gegenüber dem öffentlichen Raum und der Gesellschaft wahrzunehmen.Sie sind stark im Wohnbau vertreten. Wunsch oder Zufall?Unsere Projekte akquirieren wir größtenteils über Wettbewerbe. Es ist uns ein Bedürfnis, guten Wohnbau zu gestalten. Er ist ein Menschenrecht. Wir sind selektiv und wir müssen die Aufgabenstellung und das Objekt für richtig erachten, nur dann beteiligen wir uns. Der geförderte Wohnbau ist eine kluge Maßnahme der Politik eines Landes, um keine Gettos zu schaffen.

Doch gerade in diesem Bereich passieren viele Fehler. Warum?

Größere Sünden findet man in der Raumordnung. Die Zersiedelung, die in den letzten Jahrzehnten stattgefunden hat, ist ein Desaster.

Ihr Lösungsvorschlag?

Strengere Ziele in puncto Raumordnung verfolgen. Man sollte Zentren stärken, verdichten und Qualitäten schaffen. Seit über zwanzig Jahren wird diskutiert, dass sich die Ost-Region (Wien, Niederösterreich, Burgenland) in Fragen der Raumordnung koordinieren muss. Entstanden ist ein beinharter Verteilungskampf um Ressourcen, um Bewohner, um Fördertöpfe und Steuereinnahmen. Um eine übergeordnete raumpolitische Zielsetzung geht es definitiv nicht. Ob hier etwa Landschaften vernichtet werden, ist nebensächlich geworden, das sind aber dann entscheidende Faktoren für eine sinnvolle, qualitative Weiterentwicklung.

Die Raumordnung ist also das Problem?

Nicht nur. Ein Beispiel ist etwa, dass es in Wien nach wie vor eine Stellplatzverpflichtung beim Wohnbau gibt. Das ist ein Relikt aus dem Dritten Reich, die besagt, dass jeder Bewohner einen Stellplatz für sein Auto haben muss. Diese Verordnung wird noch immer 1:1 umgesetzt und betrifft bei jedem Projekt etwa 15 Prozent der Bausumme. Das Auto in der Garage ist antiquiertes Denken.

Was ist die Philosophie von querkraft?

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Das Team ist ausschlaggebend und die Freude an der Arbeit. Allen Beteiligten mit einer großen Wertschätzung gegenüberzutreten – angefangen vom Auftraggeber bis hin zum Hilfsarbeiter auf einer Baustelle haben alle unseren Respekt. Es ist uns wichtig, für unsere Möglichkeiten gute Architektur zu produzieren und diese nicht nur als Gelderwerb zu sehen.

Ein Museum zu bauen, ist für viele Architekten die Königsdisziplin. Mit dem Museum Liaunig hat sich querkraft diesen Traum bereits erfüllt. Gehen Sie jetzt in Pension?Keine schlechte Überlegung, aber nein, wohl eher nicht. Es ist sicherlich unser prägendstes Projekt. Allein die Einladung zum Wettbewerb war für uns eine tolle Geschichte. Wir haben damit eine Punktlandung geschafft. Es hat Kraft und Signifikanz und zu unserer großen Freude wurde dieses Projekt vor Kurzem unter Denkmalschutz gestellt. Das passiert lebenden Architekten selten bis nie.

Was steht noch auf der To-do-Liste?

Der Bau einer Schule oder einer Universität wäre spannend.

Gehört Architektur in den Lehrplan?

Unbedingt. Wir halten uns zu über 90 Prozent in Gebäuden auf, doch in der öffentlichen Wahrnehmung hat Architektur fast keinen Stellenwert. Vergleicht man es etwa mit der Kultur: Es ist wichtig, dass viel über Theater oder Film berichtet wird. Doch es steht im krassen Missverhältnis zu dem Stellenwert, den die Architektur in der Öffentlichkeit genießt. Würde man eine Befragung auf offener Straße machen, ob man einen Opernsänger kennt, hätten viele Anna Netrebko als Antwort parat, ohne jemals in der Oper gewesen zu sein. Einen Architekten könnte niemand nennen. Das ist doch skurril.

Ihr Fazit der letzten 15 Jahre?

Es war schon toll.

Zum Büro

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Im Jahr 1998 gründeten Jakob Dunkl, Peter Sapp, Michael Zinner (bis 2004 Partner) und Gert Erhartt das Büro querkraft in Wien. Heute beschäftigt das Trio je nach Auftragslage zwischen zehn und dreißig Mitarbeiter. Das Büro hat sich vor allem auf die Gestaltung von geförderten Wohnbauten spezialisiert. Das erste Wohnhaus wurde 2004 in der Wiener Leebgasse realisiert. Im öffentlichen Bereich haben sie bisher etwa das RMW Römermuseum sowie den Eingangsbereich des Technischen Museums in Wien entworfen. Das Museum in Liaunig (Neuhaus, Ktn.) wurde 2008 fertiggestellt und vor Kurzem unter Denkmalschutz gestellt. Neben zahlreichen Auszeichnungen wie etwa dem Bauherrnpreis, best architects 11 oder den international architecture awards war das Büro ebenfalls für den renommierten Mies van der Rohe Award nominiert.

www.querkraft.at

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