2 Brüder, 1 Erfolg

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Michael und Christian Sieger machen Mode und Porzellan. So widersprüchlich sich das auch anhört, in der Praxis sind diese beiden Bereiche nicht weit voneinander entfernt.

Gemeinsam mit der deutschen Manufaktur Fürstenberg entstaubt Sieger das Image von Porzellan. IMMO traf Christian Sieger im Stamm Concept Store in Wien zum Gespräch.

Was macht ein perfektes Service aus?
Das Dekor darf letztlich nicht mit dem Essen konkurrieren, diese Tatsache darf man beim Gestalten einfach nie außer Acht lassen, ein Service ist nur der Träger. Auf einem Speiseteller muss man den Platz für ein Gericht berücksichtigen. Einen Platzteller hingegen kann ich als Einzelbild großzügig gestalten.

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Wer ist der potenzielle Sieger-Kunde?
Nicht derjenige, der sich zum ersten Mal in seinem Leben ein Service gönnt. Es ist jemand, der etwas Hochwertiges sucht und erkennt, was unsere Porzellan-Serie „My china!“ repräsentiert. Wir treffen sicherlich auch eine ganz spezielle Geschmacksrichtung, die nicht jedermanns Sache ist. Der Wunsch nach einem hochwertigen Porzellan-Service wird nie in einem Spontaneinkauf enden. Darauf bereitet man sich in der Regel sehr gut vor. Die Kollektion „Wunderkammer“ etwa ist sehr markant und meiner Meinung nach das Anspruchsvollste, was wir bieten. Obwohl es die wohl klassischste aller Dekorfarben hat – Kobaltblau.
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Warum also am Anspruchsvollsten?
Weil es unfassbar viele Kombinationen ermöglicht und das setzt wiederum eine gewisse Auseinandersetzung im Vorfeld voraus. Das Dekor ist etwas für Fortgeschrittene und Mutige. Wenn man es bunt mischt, wirkt es so, als wäre jedes Teil ein Reise-Souvenir. Diese Grundintension stimmt, es soll so aussehen, als hätte man eine ganz individuelle Komposition. Ein ganzes Service, wo sich der Dekor eins zu eins immer wiederfindet, wäre uns zu banal. Es geht darum, die einzelnen Produkte als Unikat und Einzelobjekt auch erlebbar zu machen. Das sorgt für Mehrwert.
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Ca’ d’Oro ist neu im Hause Sieger. Es spielt innerhalb der Kollektion vor allem mit verschiedenen Mustern. Wie kam es dazu?
Hier hat der Gestaltungsprozess selbst eine extreme Wandlung durchgemacht. Die erste Idee war eine extrem farbige Blume im Pop-Art-Stil. Wir wollten etwas noch Plakativeres und Jüngeres. Während der Konzeptionierung sind wir aber darauf gekommen, dass wir damit dem Thema casual nicht gerecht werden können, es wäre zu dominant gewesen.

Von kunterbunt zu schwarz-weiß ist schon eine sehr extreme Gratwanderung.
Diese Kombination ist in der Mode seit Jahren unschlagbar. Weiß als Grundfarbe erzeugt Klarheit und Schwarz wirkt dazu intensiv. Zusammen erzeugen sie eine äußerst interessante Spannung, die aber trotzdem cool und zeitgenössisch bleibt. Durch das Gold wird es etwas aufgelockert und erhält eine elegante Anmutung. Die Formen sind weich, charmant und bringen die Manufakturarbeit noch mehr zur Geltung.

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Welches Produkt würden Sie als Einsteigermodell empfehlen?
Das spontane Bedürfnis kann man mit einem Champagnerbecher stillen. Ideal, um das Material zum ersten Mal zu erleben. Es kann aber auch etwas exotischer sein wie etwa ein Stück aus der „Objects to a Muse“-Kollektion wie der Champagnerkübel „Faces“. Generell sollte man das kaufen, wozu man Lust hat und was einem Spaß macht.

Porzellan ist ein sehr emotionales Thema, was ist der beste Zugang?
Es ist etwas extrem Persönliches. Denn wen küsse ich sonst außer meiner Frau? Meine Tasse. Unsere Werbekampagnen sind sehr progressiv, unser Zugang ist es, damit die Leute wachzurütteln. Bei „Ca d’Oro“ etwa werben wir mit einer jungen Familie, die auf den ersten Blick nicht so aussieht, als würde sie sich für hochwertiges Porzellan interessieren. Mit Witz, Charme und Seriosität möchten wir die Menschen davon überzeugen, dass Porzellan durchaus sexy sein kann.

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Ihre Mission ist es also, Porzellan wieder en vogue werden zu lassen?
Nicht die Mission, aber die Vision. Wir möchten den Menschen zeigen, dass es wichtig ist, wieder gemeinsam zu essen, denn hier ist auch der Ursprung unserer Kultur. Irgendwann einmal war es eine Runde um ein Lagerfeuer, heute ist es eben der Esstisch. Wir denken, mit dem richtigen Sex-Appeal können wir dieses Thema wieder stärker ins Bewusstsein rücken. Für viele Dinge sind wir heute bereit, eine Menge Geld auszugeben – fürs Telefon, die Skiausrüstung etc. Porzellan rangiert bei der Ausgabenliste weit unten. Das finde ich sehr schade und würde es gerne ändern.
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Was ist gutes Design?
Es muss selbsterklärend sein und eine gute Funktionalität haben. Qualität liegt meiner Meinung nach weniger in der materiellen, sondern in der ästhetischen Qualität. Denn die Optik entscheidet letztlich darüber, ob ich das Produkt viele Jahre anschauen kann und Spaß daran haben werde. Langlebigkeit ist das Um und Auf und bei immer knapper werdenden Ressourcen muss man sich auch die Frage stellen, wie viele Produkte die Welt noch verträgt.

Und wie viel Porzellan verträgt sie noch?
In manchen Bereichen, etwa in der Gastronomie oder Hotellerie, gäbe es noch einiges zu tun. Selbst in Sternerestaurants kommt es vor, dass man ein Gericht auf einem Teller serviert bekommt, der aussieht, als käme er von der Kneipe gegenüber. Das finde ich dann sehr enttäuschend.

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Schmeckt es dann weniger?
Nicht direkt. Die Frage ist nur, was für einen Beigeschmack es dadurch bekommt. Diese Restaurants hätten es nicht notwendig und diesem Segment möchten wir uns in Zukunft verstärkt widmen.

Wofür steht Sieger?
Für ein positives Lebensgefühl, kulturelle Wertschätzung und eine hohe Manufakturqualität. Wir setzen uns bewusst mit Themen auseinander, die oftmals nicht im Vordergrund stehen. Im Idealfall sind es unsere Produkte, die es schaffen, das zu ändern.

www.sieger-germany.com

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