Zweisprachige Kinder haben feineres Gespür in der Kommunikation
Wenn Kinder zweisprachig groß werden, müssen sie sich öfter anspruchsvollen Gesprächssituationen stellen und sind mit unterschiedlichen Kommunikationsstilen ihrer Elternteile konfrontiert. Dies könnte ihnen einen Entwicklungsvorsprung beim Kommunizieren geben, berichteten Forscher der Uni Zürich. Demnach können sich bilingual aufwachsende Drei- bis Vierjährige besser an Gesprächspartner anpassen.
Puppenspiel-Experimente
Die Wissenschafter um Anja Gampe und Stephanie Wermelinger ließen für ihre Studie ein- und zweisprachige Kinder Puzzleteile an verschiedenen Orten verstecken, informierten sie im Fachblatt Child Development. Ihre Interaktionspartner waren zwei Handpuppen, ein Marienkäfer und ein Grashüpfer, die die Puzzleteile anschließend suchten. Die Kinder durften beim Suchen zuschauen und Hinweise geben, wie die Uni Zürich in einer Aussendung schrieb.
Dabei verhielten sich Marienkäfer und Grashüpfer aber unterschiedlich. Der Marienkäfer nahm jeden Tipp dankbar an, der Grashüpfer wollte das Puzzleteil lieber alleine finden und lehnte Hinweise ab.
Anpassungsfähiger in der Interaktion
Ein- und zweisprachige Kinder erwiesen sich als gleichermaßen hilfsbereit. Während die einsprachigen Kinder jedoch dem Grashüpfer weiterhin explizit verbale Hinweise gaben, wechselten die bilingualen Kinder oft auf eine nonverbale Strategie: Sie nahmen das Puzzleteil unauffällig aus dem Versteck und platzierten es so, dass der Grashüpfer es selbst finden konnte. Die zweisprachig aufwachsenden Kinder konnten sich also eher an die Bedürfnisse ihres Interaktionspartners anpassen.
"Zweisprachige Kinder reagieren in ihrem Kommunikationsverhalten sensibler auf ihre Gesprächspartner und zeigen eine größere Flexibilität bei der Wahl ihrer Kommunikationsmittel", wurde Gampe zitiert. Einen möglichen Grund dafür sehen die Forschenden in der komplexeren Kommunikationswelt, mit der bilinguale Kinder aufwachsen. "Dies könnte dazu führen, dass zweisprachige Kinder die kommunikativen Signale anderer besser verstehen und ihre eigenen Anliegen flexibler und teilweise auch non-verbal vermitteln müssen", erklärte Wermelinger.
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