Zugvögel: Mit diesen Tricks kommen die himmlischen Pendler ans Ziel
Nonstop von Australien nach Papua-Neuguinea: Der schnellste Überflieger legte die 700 Kilometer in nur 38 Stunden zurück. Doch die Forschenden interessierten sich weniger für den Rekord. Wie sie kürzlich im Fachblatt Pacific Conservation Biology berichteten, besenderten sie 18 Reiher, um mehr über die Ausbreitung der großen Wasservögel herauszufinden – über ihr Tempo, aber auch über ihren Kurs und die Etappen.
Tatsächlich kann der siegreiche Ardea plumifera mit anderem Federvieh nicht mithalten. Zuletzt bewältigte eine Pfuhlschnepfe 2022 nachweislich den 13.560 km-Flug von Alaska nach Tasmanien ohne Unterbrechung in elf Tagen. Von Küstenseeschwalben ist bekannt, dass sie jährlich zwei Mal rund 30.000 Kilometer pro Richtung segeln, um sich in der sommerlichen Antarktis satt zu fressen und im arktischen Sommer zu brüten.
Seit der Jungsteinzeit fasziniert der Vogelzug Menschen. Beobachtungen auf wissenschaftlicher Basis entwickelten sich ab dem 16. Jahrhundert. Bis heute sind viele Fragen zu den gefiederten Wanderern offen; laufend erscheinen Studien.
Kleine Zugvögel ließen sich Wind und Wetter nicht stressen
So stellten Ornithologen der Vetmeduni Wien jüngst fest, dass sich Garten- und Dorngrasmücken auf ihren Reisen nicht vom Wetter stressen lassen. Weder Gegenwind noch Kälte wirkten sich auf die entsprechenden Hormone der Leichtgewichte aus.
Die „wahren Meister der Planung“ warteten mit der Überquerung des Mittelmeers auf die günstigsten Bedingungen und teilten ihre Energie so gut ein, dass sie ihr Ziel in hervorragender körperlicher Verfassung erreichten.
Doch die Ausfallquoten insgesamt sind hoch. Etwa 50 Milliarden Tiere wechseln saisonal ihre Quartiere, nur ein Drittel der Weitflieger überlebt. Gründe dafür gibt es viele.
Nur ein Drittel der Überflieder erreicht sein Ziel
Der Verlust an Lebensraum und die Zerstörung von Rastplätzen setzen den Globetrottern besonders zu. (Illegale) Abschüsse und Leimruten dezimieren die Bestände. Stromleitungen, Windräder und Lichtverschmutzung sind potenzielle Gefahren. Der Klimawandel, der Extremwetterlagen verursacht und das Nahrungsangebot beeinflusst, wirft viele aus der Bahn.
Wie den Migranten geholfen werden kann, beschrieben britische Wissenschafter im März dieses Jahres. Sie belegten anhand der Bewegungen von 30 Landvogelarten, darunter Turteltaube, Kuckuck und Nachtigall, einen Zusammenhang zwischen Populationsrückgängen und Routen abseits von Schutzgebieten. Infolge forderten sie Jagdverbote sowie ein verbessertes Habitatmanagement während der Hauptreisezeit.
Vögel haben wichtige Aufgaben im Ökosystem
Denn nicht zuletzt leisten Vögel einen wertvollen Beitrag für ein funktionierendes Ökosystem: Auf ihren Stopps sind die Überflieger Fressfeinde und Futter, tragen da wie dort zur Bestäubung von Pflanzen und Verbreitung von Samen bei, mitunter treten sie als Schädlingsbekämpfer und Müllabfuhr auf.
Bleiben die Wanderer wegen der milden Winter zunehmend daheim, gerät das natürliche Gleichgewicht auch hier ins Wanken. Viele Kurzstreckenzieher reduzierten bereits ihre Distanzen. Knapp die Hälfte der ca. 11.200 beschriebenen Vogelarten weltweit sind himmlische Pendler.
Manche von ihnen brechen als Einzelkämpfer auf, andere starten im Schwarm. Anfang 2025 werteten US-Wissenschafter 18.300 Stunden Gezwitscher mit künstliche Intelligenz aus.
Zugvögel tauschen sich unterwegs aus
So fanden sie heraus, dass sich die Arten keineswegs unabhängig voneinander fortbewegten. Viel mehr unterhielten sich Tiere im Flug und bei der Rast. Besonders häufig tauschten sich Spezies mit ähnlichen Rufen und ähnlicher Flügelspannweite aus – wie verschiedene Waldsänger-Familien.
Was genau besprochen wurde, ist noch nicht geklärt.
Kommentare