Wie ein Museum Hitler jetzt entsorgt
Manchmal reizen sogar Geschichten, die hinter Nazi-Relikten stecken, zum Lachen, selbst wenn das politisch alles andere als korrekt ist. Zum Beispiel die einer alten Dame aus Ferlach, die NS-Heeresverpflegungssäcke zu Matratzenschonern umfunktioniert hat. „Noch in den 1990er-Jahre verwendete sie die Kriegsüberbleibsel“, berichtet Laura Langeder, die Kuratorin des Haus der Geschichte Österreich (hdgö). Den Nachkommen war es überaus unangenehm, zu wissen, worauf man da lag. Als kleinen subversiven Akt haben sie sich bei ihren Besuchen bei der Oma in Kärnten so ins Bett gelegt, dass der auf den Matratzenschonern aufgedruckte Reichsadler genau unterm Allerwertesten zu liegen kam.
Ab kommender Woche wird das Nazi-Relikt im hdgö am Wiener Heldenplatz zu sehen sein – mit 13 weiteren Objekten und den Geschichten dahinter, die die Historiker zur Ausstellung Hitler entsorgen zusammengefügt haben.
„Etwa 35 Prozent der Schenkungen an das Haus der Geschichte stammen aus der NS-Zeit“, sagt Monika Sommer. „Und das ist viel.“ Die Direktorin des hdgö hat das Gefühl, „dass viele Leute sich beim Gedanken schlecht fühlen, diese Dinge zu Hause zu haben. Es scheint so, als würde ein Land auf der Couch liegen. Und wenn man ein wenig nachbohrt, stellt man fest, dass es einiges aufzuarbeiten gibt.“
Toxische Überreste
Genau das tut das Museum jetzt, indem es die materiellen Überreste der toxischen Ideologie aus den Giftschränken holt und den angemessenen Umgang mit den NS-Objekten diskutiert. Die Ausstellung beginnt mit den großen Fragen: Gehören diese Dinge ins Museum? Sollten sie entsorgt werden? Dürfen sie am Flohmarkt oder im Internet verkauft werden? Was ist Verklärung, was Wiederbetätigung?
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