Wie das Glockenspiel aus Jesu Geburtskirche wieder zum Klingen gebracht wird
„Diese Glocken sind für uns sehr wichtig, denn sie sind die Glocken von Bethlehem und ein Symbol für die Geburt Christi in der christlichen Welt.“ Das sagt Pater Stephane Milovitch von der Jerusalemer Kustodie und meint damit nicht irgendwelche Glocken, sondern die wahrscheinlich älteste Kirchenorgel der Welt. Und die hat eine spannende Geschichte:
Wahrscheinlich von französischen Kreuzfahrern ins Heilige Land gebracht, wurde das Instrument fast ein Jahrhundert lang in der Geburtskirche verwendet. Bis sich Endes des 12. Jahrhundert eine muslimische Invasion zusammenbraute. Aus Angst, dass das Instrument zerstört werden könnte, wurden die 13 Bronzeglocken am Vorabend der Offensive mit Tierfett präpariert, um sie vor Rost zu schützen. Dann vergrub man die Glocken – vermutlich in Holzkisten, um sie zu schützen und eventuell wiederverwenden zu können.
800 Jahre später
Dieser Plan ging erst 800 Jahre später auf: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben Archäologen das Glockenspiel bei Bauarbeiten in der Basilika über der Geburtsstätte von Jesus Christus in Bethlehem entdeckt. Zusammen mit 222 mittelalterlichen Kupferpfeifen aus der Orgel der Geburtskirche.
Die Orgelpfeifen befänden sich in einem hervorragenden Zustand, als wären sie erst gestern hergestellt worden, vermeldete der von der Franziskaner-Zentrale beauftragte spanische Musikhistoriker David Catalunya. Er schätzt, dass es etwa fünf Jahre dauern wird, bis voll funktionsfähige Kopien gegossen sind. Denn genau das ist der Plan eines Forschungsprojektes.
„Es ist ein sehr langwieriger Prozess“, sagt Catalunya, der an den Universitäten Oxford und Würzburg forscht. „Wir müssen die Herstellungstechniken rekonstruieren und die Pfeifen so nachbauen, wie sie im Mittelalter hergestellt wurden“, ergänzt Pater Stephane. So wolle man „die komplette Orgel originalgetreu rekonstruieren, damit wir ihren Klang wieder hören können.“
In der Zwischenzeit ersetzt ein Klopfen mit den Fingerknöcheln die Klöppel, die längst verrottet sind, um den Originalen einen klaren, hohen Ton zu entlocken über den Catalunya sagt: „So erzeugt man nur die Hälfte des ursprünglichen Klangs. Der war wohl viel reicher, lauter und ein wenig tiefer“.
Unterdessen hofft Pater Stephane, dass die geschichtsträchtigen Stücke in einem Museum in Jerusalem, das die Kustodie bis 2024 eröffnen will, ausgestellt und gespielt werden können. Dort werden dann auch das Zepter des Bischofs von Bethlehem und Kerzenständer aus dem 12. Jahrhundert zu sehen sein. Alles wurde wohl in Frankreich hergestellt, was auf eine gemeinsame Herkunft der Stücke mit den Glocken und Orgelpfeifen hindeutet.
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