Wer die ersten Bierbrauer Europas waren

Archäobotaniker Heiss bei der "Bier-Analyse"
Das haben Forscher jetzt herausgefunden: "Bodensee- und Zürchersee-Bräu" dürften die ältesten Biere Mitteleuropas gewesen sein.

Mehr als ein Jahr lang haben Andreas G. Heiss und seine Kollegen herumgetüftelt, bis sie mit dem Resultat zufrieden waren. „Dass wir damit en passant auch die bisher ältesten Belege für malzbasierte Lebensmittel, möglicherweise auch für Bier, im jungsteinzeitlichen Mitteleuropa geliefert hatten, fiel uns erst später auf“, erzählt der Wiener Archäobotaniker vom Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

Schwer nachzuweisen

Doch der Reihe nach: Bier spielt quer durch die Kulturen schon lange eine wichtige Rolle – rituell, sozial und als Lebensmittel. In Funden lässt es sich aber  nur schwer belegen. „Der Nachweis ist oft nur indirekt möglich“, sagt Heiss. Zwar habe man bereits uralte Spuren von gemälztem Getreide im urgeschichtlichen Ägypten nachgewiesen, doch diese hätten sich nur in getrocknetem Material erhalten, „außerhalb des Wüstenklimas findet man so etwas nicht“. Darum haben die Wiener Forscher eine neue Methode entwickelt, mit der sich malzbasierte Lebensmittel auch in vermahlenem  und anschließend verkohltem Material nachweisen lassen. Denn der Großteil der archäologischen Pflanzenfunde ist in diesem verkohlten Zustand erhalten, der Pflanzen- und Speisereste für viele Jahrhunderte konservieren kann.

Rasterelektronenmikroskop

Für die Entwicklung der Methode haben Heiss und sein Team unterschiedlich lang gekeimtes Gerstenmalz künstlich verkohlt und anschließend mit verkohlten Getreideerzeugnissen aus prähistorischen Fundorten   unter dem Rasterelektronenmikroskop verglichen. Zum Beispiel mit Funden  aus der Grabung Parkhaus Opéra am Zürichsee (Schweiz) oder  den Bodensee-Siedlungen Sipplingen-Osthafen und Hornstaad-Hörnle in Deutschland.

Tatsächlich entdeckte das Team in den  neolithischen Seeufersiedlungen aus der Zeit von etwa 3900 bis 3100 vor unserer Zeit die ältesten Malzspuren in Mitteleuropa.  Heiss abschließend: „Ob hier ein alkoholfreier Malztrunk hätte zubereitet werden sollen, oder ob das Ziel doch das Vergären zu einem steinzeitlichen 'Bodenseebräu' gewesen war, lässt sich heute leider nicht mehr eindeutig ermitteln“.

Bisher galten übrigens Fundstellen in keltischen Siedlungen im heutigen Baden-Württemberg um das 5. bis 4. Jahrhundert v. Chr. als älteste Brauereien Mitteleuropas.

  

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