Was man jetzt unbedingt über Seepocken wissen sollte

Was man jetzt unbedingt über Seepocken wissen sollte
Langer Penis, Zwitterwesen und von Darwin gehasst. Seepocken sind die neuen Stars der Zoologie.

Da soll noch einmal einer behaupten, Museumsmenschen wären fad und hätten keinen Humor. Nicht so die im Naturhistorischen Museum Wien (NHM): Gestern posteten sie auf ihrer Facebookseite: Was ihr schon immer über Seepocken wissen wolltet.

Seepocken sind festsitzende Krebstiere aus der Gruppe der Rankenfuß-Krebse, die harten Untergrund besiedeln und ihren Körper mit einem Kranz stabiler Kalkplatten schützen. Sie kommen meist auf Felsen in den Gezeitenzonen von Meeren vor. Darüber hinaus besiedeln sie auch Wale, Schildkrötenpanzer und Schiffe.

Ein Schelm, der da an Ex-Ministerin Aschbacher und ihre einschlägige Diplomarbeit denkt.

Wobei man ja dankbar sein sollte: Endlich bekommen die Balanidae (so der wissenschaftliche Name) aus der Familie der Krebstiere die Aufmerksamkeit, die ihnen gebührt. Denn wer von uns hätte bisher gewusst, dass der Weichkörper umgeben von vier bis acht kleinen Kalkplättchen in Form einer konischen Mauer einen Zwitter beherbergt. Der Partner muss sich aufgrund der Ortsgebundenheit des erwachsenen Tieres in unmittelbarer Nähe befinden.

Wer es genau wissen will: Zur Fortpflanzung tasten sie mit dem Penis, der mit bis zu achtfacher Körperlänge relativ zur Körpergröße (0,5 bis 3 cm) zu den längsten im Tierreich gehört, den Platz um sich herum ab und suchen nach anderen Seepocken.

Einer der längsten Penisse im Tierreich – wenn das nicht spannend ist!

Ihre Nahrung  – Mikroorganismen und Schwebepartikel – sieben sie aus dem Wasser. Bei Niedrigwasser verschwinden ihre Beine unter den Deckeln, im Wasser jedoch strecken sie ihre Fangfüße hervor.

Festgeklebt an Booten

Mit verschlossenen Deckeln können sie tagelang ausharren und auch größere Schwankungen des Wasserstands gut ertragen. Auf der Unterseite schließt sich eine Kalkplatte an, die fest auf dem Untergrund haftet. Dieser natürliche Klebstoff ermöglicht es den Seepocken, den extremen Bedingungen von Brandung und Gezeiten standzuhalten.

Mit diesem akademischen Hintergrundwissen, bekommt vielleicht sogar der anlassgebende Satz von Christine Aschbacher "Annahmen sind wie Seepocken an der Seite eines Bootes; sie verlangsamen uns." einen Hauch von Sinn, oder?

Charles Darwin sezierte und klassifizierte übrigens sämtliche Seepockenarten – inklusive fossiler Spezies –, die ihm von Museen zur Verfügung gestellt wurden. Acht Jahre lang. "Ich hasse Seepocken", meinte er irgendwann.

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