Warum sich Sex doch lohnt, zumindest für Stabheuschrecken
Am Anfang war – jedenfalls kein Sex: Die allerersten Zellen vermehrten sich durch einfache Zellteilung. Aus einer Ausgangszelle entstehen dabei zwei genetisch weitgehend identische Tochterzellen – Klone ihrer Mutterzelle.
Langweilig? Richtig! Aber erfolgreich. Bakterien – der mit Abstand artenreichste Ast im Stammbaum des Lebens – überleben so seit Ewigkeiten.
Trotzdem ist heute die sexuelle Fortpflanzung dominant. Im Pflanzenreich gilt dies für 99,9 Prozent aller Spezies, bei den Tieren liegt der Anteil sogar noch höher: Nicht einmal ein Promille aller Tierarten verzichtet auf Sex und pflanzt sich ausschließlich asexuell fort.
Jetzt belegt eine neue Untersuchung, dass sich Sex lohnt – zumindest bei Stabheuschrecken. Ein internationales Forschungsteam analysierte die Genome von fünf asexuellen Timema-Arten, einer im Westen Nordamerikas beheimateten Gattung von Stabinsekten, und eng mit ihnen verwandten sexuell reproduzierenden Artgenossen.
Vielfalt
Was die Biologen herausfanden, bestätigt die alte Hypothese des deutschen Biologen August Weissmann: Er postulierte Ende des 19. Jahrhunderts, dass sexuelle Fortpflanzung die Variationsbreite an Merkmalen in einer Population erhöht. Dies wiederum sorgt dafür, dass sich eine Spezies weiterentwickeln und besser an ihre Umwelt anpassen kann. So auch bei den Stabheuschrecken: Asexuell reproduzierende Timema können vorteilhafte Mutationen nicht so effizient weitergeben. Bedeutet: Sie können sich evolutionär nicht so schnell anpassen wie sexuell reproduzierende Arten. Das führt zu einer Verringerung biologischer Vielfalt und Anpassungsfähigkeit an die Umwelt.
Übrigens: Timema haben – wie Menschen – einen zweifachen Chromosomensatz.
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