Zuerst soll aber Robert Steiger zu Wort kommen. Der Innsbrucker Forscher beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Schneesicherheit von Skigebieten und hat gemeinsam mit Kollegen aus Kanada und den USA analysiert, was der Klimawandel künftig mit den Olympia-Sportstätten anrichten wird. „Vor allem, da die Bewerbung um Spiele eine lange Vorlaufzeit hat. Da können von der Entscheidung, sich zu bewerben, bis zum Event schon mal 20 Jahre vergehen.“ Also hieß es, historische Klimadaten seit den ersten Spielen in Chamonix vor fast 100 Jahren bis heute zu durchforsten und mit Klimawandel-Szenarien für die Jahre 2050 und 2080 abzugleichen.
Europa ist aus dem Rennen
Ergebnis: Die meisten Austragungsorte in Europa werden bereits in den 2050ern als unzuverlässig eingestuft, selbst in einer emissionsarmen Zukunft.
"Der Klimawandel verändert die Geografie der Olympischen Winterspiele“, ist der Tourismusforscher sicher. Steiger weiter: „Es ist schon jetzt nicht einfach, Austragungsorte zu finden. Die Bewerber stehen längst nicht mehr Schlange. Dementsprechend schwieriger ist es, auch noch klimatische Kriterien zu berücksichtigen. Das wird aber immer relevanter.“
Schließlich wolle man keine Bilder von Schneebändern in der grünen Wiese. Außerdem seien tiefe Temperaturen, Schnee und Eis das Um und Auf für die Sicherheit vieler Sportarten und Sportler, meint Steiger und war überrascht: „Wir haben auch die Athleten befragt und sie wiesen darauf hin, wie wichtig der Naturschnee sei.“ Stichwort Sturzräume.
Von 0,4 Grad auf 8,3
Fest steht: Das Wetterrisiko-Management wird für potenzielle Gastgeber immer wichtiger, da die durchschnittliche Tagestemperatur im Februar in den bisherigen Veranstaltungsorten stetig gestiegen ist – bei den Spielen von den 1920ern bis in die 1950er lag sie bei 0,4 °C, um in den 1960er bis 1990ern auf 3,1 °C zu steigen. Bei den Spielen im 21. Jahrhundert lag sie schon bei 6,3 °C und bis zum Ende des Jahrhunderts werden wohl nochmals 2 °C bis 4,4 °C dazu kommen.
Bleibt – bei hohen Emissionen – einzig Sapporo als ehemaliger Austragungsort, der klimatisch ein Revival als Olympiastadt schaffen kann. Warum das so ist, verrät Steiger schließlich auch noch: „Sehr kaltes und niederschlagsreiches Klima. Daher steht für das über 1.000 Meter hoch gelegene Sapporo die Ampel auf Grün.“
Man sollte sich also genau überlegen, wohin man die Spiele aus Klimawandel-Sicht vergibt, meint Rieger. Und macht Hoffnung: Wenn wir – statt weiterzumachen wie bisher – versuchen, die Klimaziele von Paris einzuhalten, schauen die Ergebnisse bedeutend besser aus. „Dann erhöht sich die Zahl der klimasicheren Austragungsorte auf acht. Darunter Lillehammer, Oslo, Nagano und fast alle Austragungsorte in Amerika.“
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