Es ist schwer zu fassen, wer „die“ eigentlich sind. Es ist alles sehr abstrakt und „weit weg“. Es geht nicht nur um Google und
Facebook, sondern darüber hinaus auch um Tausende Firmen, die nichts anderes machen, als mit Daten zu handeln. Und Daten bedeutet letztlich: “digitale Spiegelbilder“ eines jeden Menschen auf der Erde. „Die“ erheben, erschnüffeln alles, was sie über jeden Menschen herausfinden können und verkaufen diese Informationen an eine ungenannte Anzahl Anderer weiter.
Muss man auf seine Bequemlichkeit verzichten, wenn man seine Privatsphäre schützen will?
Es gibt bereits viele Lösungen, die sehr bequem sind. Der Messenger Signal ist sehr komfortabel.
Empfehlen Sie auch, komplett aus Facebook und
WhatsApp auszusteigen?
Ich empfehle vor allem, sich nach Alternativen umzusehen. Die Geschäftsmodelle der Online-Riesen sind ethisch nicht vertretbar. Dabei ist Technologie grundsätzlich etwas sehr Positives und bietet uns Möglichkeiten, die vor 35 Jahren noch nahezu undenkbar waren. Echtzeitkommunikation und -berichterstattung, medizinische Unterstützung oder mit Menschen in der globalisierten Welt in Kontakt zu bleiben. Es gibt viel mehr da draußen als die Plattformen der großen Digitalkonzerne, die uns als das Nonplusultra vorgegaukelt werden. Es gibt datenschutzfreundliche Lösungen.
Was ersetzt etwa Facebook?
Social Media findet man im sogenannten „
Fediverse“.
Was ist das „Fediverse“?
Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss alternativer sozialer Netzwerke. Sie funktionieren ähnlich wie eMail: Egal, bei welchem Anbieter man seinen eigenen Account hat, man kann allen anderen folgen und sich mit ihnen austauschen.
Wie genau funktioniert das und was ist das bekannteste Beispiel?
Mastodon ist eine Alternative zu Twitter. Mit einem Mastodon-Account kann man allen anderen Mastodon-Accounts folgen, aber auch Accounts von Pixelfed, einer unabhängigen Instagram-Alternative.
Viele Menschen wissen Bescheid über die Datenschutzverstöße von Facebook, aber sie bleiben trotzdem dort. Wie groß muss ein Anreiz sein, damit man Facebook verlässt?
Ich bin immer wieder überrascht, wieviel sich Menschen gefallen lassen. Würden Freunde oder Bekannte uns so behandeln wie
Google oder Facebook es tun, hätten wir ihnen schon lange die Freundschaft gekündigt. Menschen haben aber ein Bedürfnis, mit anderen in Kontakt zu sein, oder ihre Katzenfotos mit anderen zu teilen. Dass das auch außerhalb von Facebook geht, spricht sich langsam rum. Sobald eine kritische Masse des eigenen Freundeskreises im „Fediverse“ vertreten ist, ist es auch leichter, den großen Netzwerken den Rücken zu kehren.
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