Warum der Abenteurer Roald Amundsen einst zum Südpol aufbrach

Warum der Abenteurer Roald Amundsen einst zum Südpol aufbrach
Der gewiefte Norweger wurde vor 150 Jahren geboren. Sein Tod gibt immer noch Rätsel auf.

Als der norwegische Polarforscher Roald Amundsen im Jahr 1909 seine Expedition zum Nordpol plante, den er als erster Mensch erreichen wollte, erhielt er eine ernüchternde Nachricht. Gleich zwei andere Entdecker - Frederick Cook und Robert Peary - behaupteten, schon dort gewesen zu sein. Still und heimlich änderte der Norweger seine Pläne - und machte sich stattdessen ein knappes Jahr später auf den Weg zum Südpol. Am 16. Juli wäre der norwegische Abenteurer und Entdecker 150 Jahre alt geworden. Der Seefahrer, der mit vollem Namen Roald Engelbregt Gravning Amundsen hieß, wurde am 16. Juli 1872 in Borge geboren. Er starb vermutlich am 18. Juni 1928 nahe der Bäreninsel. Sein Tod gibt den Norwegern noch heute Rätsel auf.

Abenteurer mit Geschäftssinn

„Er wollte der erste Mensch am Südpol sein, weil es wichtig für die Finanzierung seiner Expeditionen war“, sagt Geir Kløver, Direktor des Fram-Museums in Oslo, das sich mit der norwegischen Polarforschung beschäftigt. „Wenn du irgendwo zuerst warst, haben die Leute deine Bücher gekauft und deinen Vorträgen zugehört. (...) Aber niemand hätte das Buch des dritten Menschen am Nordpol gekauft.“ Also lieferte sich der mutige Polarforscher mit dem Briten Robert Falcon Scott ein Wettrennen zum Südpol - und gewann.

Am 14. Dezember 1911 als Pionier am Südpol

„Roald Amundsen war außergewöhnlich gut darin, aus seinen Erfahrungen zu lernen“, sagt Kløver. „Sein Plan war einfach perfekt.“ Zuvor hatte der Norweger mit seinem kleinen Schiff „Gjøa“ und seiner Crew zwischen 1903 und 1906 als Erster die Nordwestpassage durchsegelt. In den Jahren in der Arktis habe Amundsen viel gelernt, das ihm später bei seiner Expedition zum Südpol nützlich gewesen sei, sagt Museumsdirektor Kløver. Als sein Rivale Scott den Pol im Januar 1912 erreichte, fand der zu seiner Enttäuschung die norwegische Flagge im Schnee vor. Amundsen war bereits einen Monat zuvor dort gewesen.

Polarforscher statt Arzt

Heute gilt der Norweger vielen als der erfolgreichste Polarforscher. Doch seine Mutter hatte ursprünglich andere Pläne für ihn: Der jüngste Sohn der Familie sollte Arzt werden. Amundsen wusste dagegen schon als 15-Jähriger, dass er sein Leben der Polarforschung widmen würde. Er war schlecht in der Schule, begann zwar ein Medizinstudium, schmiss es nach dem Tod der Mutter aber hin. Die norwegische Legende Fridtjof Nansen wurde sein Mentor. „Amundsen war kein Wissenschaftler und hat nie behauptet, einer zu sein“, schreibt das Fram-Museum auf seiner Webseite. Er habe es aber verstanden, sich gründlich vorzubereiten und mit einem fähigen Team zu umgeben, sagt Kløver.

Begeistert für die Luftfahrt

Später widmete sich der Norweger auch der Luftfahrt. Gemeinsam mit 15 anderen flog er 1926 in dem Luftschiff „Norge“ zum Nordpol - und weiter über den Arktischen Ozean. Bei einer Rettungsaktion für seinen Abenteurer-Kollegen Umberto Nobile nahe Spitzbergen starb Amundsen 1928. Zuvor war er mit einem Flugzeug von Tromsø gestartet. „Wir wissen so gut wie nichts darüber“, sagt Experte Kløver. Nur ein paar Wrackteile seien gefunden worden. „Es sieht aus, als wären sie auf dem Wasser gelandet und hätten es nicht geschafft, wieder abzuheben. Schließlich müssen sie dann gesunken sein.“
In seiner Heimat wird Amundsen bis heute als Volksheld verehrt. Das Forschungsschiff Fram, mit dem er zum Südpol aufbrach, ist im Fram-Museum zu sehen. Das gibt zum 150. Geburtstag des Abenteurers einen Band mit tausend bislang unveröffentlichten Briefen Amundsens heraus, die er unter anderem während seiner Expeditionen an seine Brüder schrieb. Es gibt neue Briefmarken mit seinem Konterfei und eine Open-Air-Ausstellung vor dem Osloer Rathaus.

Internationale Anerkennung für Norwegen

Dass Amundsen und seine Geschichte nach so vielen Jahren immer noch so viele Menschen begeistert, sei kein Wunder, meint Kløver. „Er war einer der ersten Norweger, der internationale Anerkennung bekommen hat“, sagt er. „Und seine Errungenschaften sind bahnbrechend.“

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