Trockentraining: Babys machen beobachtete Handlungen im Geist mit

Baby on floor looking at toy robot
Forscher berichten bei den Kleinen über eine rege Aktivität von Spiegelneuronensystem.

Beobachten Babys den Umgang mit Gegenständen durch andere Personen, ist auch ihr eigenes motorisches System im Gehirn aktiv. Im Rahmen einer Studie zeigte unter anderem eine Wiener Psychologin, dass das sogenannte Spiegelneuronensystem beim sozialen Lernen von Bewegungen schon eingebunden ist, wenn das Kind diese Handlungen noch gar nicht selbst ausführen kann, berichtet das Team im Fachblatt NeuroImage.

Spielart des sozialen Lernens

Dass schon Babys ihr für das Ausführen von Bewegungen zuständige Netzwerk an Nervenzellen nutzen, wenn sie andere Menschen bei für sie neuen Handlungen beobachten, wurde bereits vielfach vermutet, heißt es am Donnerstag in einer Aussendung der Universität Wien.

Als Grundlage für diese Spielart des sozialen Lernens wurden bereits vor einigen Jahren sogenannte Spiegelneurone identifiziert, die beim Beobachten einer Tätigkeit diese quasi im Trockentraining im Gehirn nachahmen, ohne dass sich dies zwingend in Bewegungen ausdrückt.

Neue Handlungen erlernen

Das internationale Forschungsteam um Stefanie Höhl von der Universität Wien und vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig ging im Rahmen seiner Untersuchung der Frage nach, inwiefern das Spiegelneuronensystem beim Erlernen von neuen Handlungen schon bei Babys beteiligt ist. Dazu führten die Wissenschafter in der Gegenwart von zehn Monate alten Babys und 20 Monate alten Kleinkindern für die Kleinen neue Bewegungen, wie etwa das Bewegen einer Massagerolle über die Hand aus.

Dabei sprach diese Person die Kinder entweder an oder schaute an ihm vorbei ohne es anzusprechen. Mittels Elektroenzephalogramm (EEG) wurde die Gehirnaktivität bei den Kindern aufgezeichnet, während diese das Geschehen beobachteten. Danach hatten die älteren Kinder die Gelegenheit mit den gesehenen Gegenständen zu hantieren. Die Forscher notierten, ob sie die Handlungen imitierten.

Verhalten eifrig gespiegelt

Es zeigte sich, "dass Kinder Handlungen umso mehr nachahmten, je stärker zuvor bei der Beobachtung ihr motorischer Kortex aktiviert war, der auch für die Handlungsausführung zuständig ist", so Höhl. Ob die Kinder prinzipiell dazu in der Lage waren, diese Bewegungen auch tatsächlich auszuführen, war hier nicht von Bedeutung. Auch bei den ganz kleinen Beobachtern zeigte sich im EEG nämlich sehr ähnliche Aktivität im fraglichen Gehirnbereich. Das deuten die Wissenschafter als Hinweis dahin gehend, dass dort schon eifrig Verhalten gespiegelt, verarbeitet und somit sozial gelernt wird, bevor das Kind die Voraussetzungen hat, sie auch wirklich auszuführen.

Ob die Kinder beim Beobachten direkt angesprochen wurden, hatte zur Überraschung der Psychologen keinen Einfluss auf das Verhalten oder die beobachtete Gehirnaktivität im Motorkortex. Das zeige, wie eingehend Kinder mitunter Handlungen auch dann beobachten und spiegeln, wenn niemand versucht, ihnen das Verhalten wortreich beizubringen.

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