Tiere passen sich im Aussehen dem Klimawandel an

Spatzen passen ihren Schnabel Temperaturanstieg an.
Höhere Temperaturen könnten längere Schnäbel, Ohren und Beine begünstigen, zeigt eine australische Übersichtsstudie.

Der Klimawandel wirkt sich auf die biologische Vielfalt aus. Manche Arten profitieren von der Erderwärmung, andere kommen mit den steigenden Temperaturen nicht zurecht und sterben aus. Jetzt zeigen australische Wissenschafter auf, dass einige Spezies im Zuge der Veränderungen auch ihre Gestalt ändern.

Bei bestimmten Vögeln und Kleinsäugern ist bereits erkennbar, dass Körperteile wie Schnäbel, Ohren oder Beine mit der Zeit länger bzw. größer werden. Dies hilft den Tieren, überschüssige Wärme besser abzugeben - ein Überlebenstrick bei steigenden Temperaturen. Die im Verhältnis zum Volumen geringere Oberfläche verringert den Verlust von Körperwärme.

Umgekehrt sind viele gleichwarme Tiere in wärmeren Regionen kleiner, aber auch weniger kompakt: Körperanhänge wie Ohren, Schwänze, Beine und Schnäbel sind bei ihnen oft größer und länger, weil über sie vermehrt überschüssige Wärme nach außen abgeleitet werden kann.

Auf Veränderung der Körpergröße folgt die der Form

Erste Anzeichen für eine Anpassung der Körpergröße haben Wissenschaftler schon vor rund zehn Jahren beobachtet. Einige Tierarten verringerten ihre Größe. Nun wurden "Gestaltenwandler" identifiziert. Sara Ryding von der Deakin University in Australien und ihre Kollegen werteten die bisher dazu veröffentlichten Publikationen aus: „Wir wollten wissen, wo die Klimaerwärmung eine mögliche Erklärung für sich verändernde Körperformen bei Tieren ist, und Beispiele aufzeigen, die Einblick darin geben, warum bestimmte Tiere diesen Formwandel zeigen.“

Spatzenschnabel hat sich gewandelt

Sie kommen in ihrer Überblicksstudie zu dem Schluss: „Wir stellen fest, dass es bereits weitverbreitete Belege für einen ‚Formwandel‘ bei endothermen Tieren in Reaktion auf den Klimawandel und die damit verknüpfte Erwärmung gibt“, schreibt Ryding. So hat sich der Schnabel einiger australischer Papageienarten seit 1871 um vier bis zehn Prozent vergrößert – und der wahrscheinlichste Auslöser dafür sind die steigenden Sommertemperaturen in ihrem Lebensraum. Auch bei Kohlmeisen und Haussperlingen wurde ähnliches beobachtet.

Größere Ohren, längere Flügel festgestellt

Veränderungen der Körperproportionen gibt es auch bei einigen Spitzmäusen, Fledermäusen und anderen Säugetieren. So haben einige Waldmauspopulationen inzwischen größere Ohren als früher, die im hohen Norden Nordamerikas heimische Maskenspitzmäuse haben längere Beine und Schwänze. Die in Asien vorkommende Rundblattfledermaus hat dagegen ihre Flügellänge erhöht.

Beispiele aus der ganzen Welt bekannt

„Es ist bemerkenswert, dass die von uns aufgeführten Beispiele aus einer breiten Spanne geografischer Regionen stammen – von der Arktis bis zu den tropischen Gebieten Australiens“, berichten die Wissenschaftler.

Ursachen liegen in Experimenten nahe

Nicht immer ist in solchen Fällen eindeutig feststellbar, ob wirklich die Erwärmung per se für diesen Formwandel sorgt, wie das Team betont. Denn auch indirekte Effekt wie Veränderungen der Luftfeuchtigkeit oder des Nahrungsangebots können sich auf die Körpergröße und -gestalt auswirken. Allerdings zeigen Laborexperimente unter anderem mit Mäusen, Schweinen und Wachteln, dass höhere Temperaturen im Laufe der Zeit auch direkt zu einer Vergrößerung der Körperanhänge führen können.

Indizien in der Natur subtil

In der Natur sind die Indizien für einen klimabedingten Formwandel bei Tieren noch sehr subtil: „Bisher fallen solche Längenzunahmen der Körperanhänge eher gering aus – weniger als zehn Prozent“, sagt Ryding. „Daher sind sie nicht sofort bemerkbar. Aber den Prognosen nach werden gerade prominente Anhänge wie Ohren weiter an Größe zunehmen.“

 

Die Experten schließen: "Wir sind nicht sicher, welche weiteren ökologischen Folgen diese Veränderungen nach sich ziehen.“

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