Tiercoach: Wenn sich der alte Hund im Wesen verändert

Symbolbild
Pflanzliche Präparate, Gehirntraining und Rücksichtnahme helfen dem dementen Haustier.

Der eine wird ängstlich, der andere aggressiv. Der eine verirrt sich in seiner vertrauten Umgebung, der andere vergisst, wo er die Futterschüssel hingetragen hat. Manche hören, riechen oder sehen nicht mehr so gut wie in jüngeren Jahren, mitunter reagieren die Senioren untypisch auf Gewohntes.

„Bei alten Tieren kommt es wie bei Menschen zu Umbauarbeiten im Gehirn“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, worauf Besitzer von dementen Vierbeinern achten müssen und was den Alltag der Patienten erleichtert.

Lange Lebensphase

„Welpe, Jungtier, Erwachsener – auch das Alter ist ein eigener Lebensabschnitt. Wann er beginnt, ist individuell“, sagt Reitl. Die hohen Standards in der Veterinärmedizin jedenfalls verlängern diese letzte Phase zunehmend. Natürlich altern Hunde dabei auch im Kopf. Nervenzellen, die für Gedächtnis, Orientierung und Bewusstsein zuständig sind, sterben ab.

Besitzer ist gefragt

„Die Beobachtungen des Besitzers sind das Um und Auf für die Diagnose“, sagt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. In der Praxis lassen sich Ohren und Augen eher kontrollieren, betreffend das Verhalten im täglichen Umgang ist der Experte aber auf die Auskünfte des Halters angewiesen. Wie steht es mit dem Gemüt? Der Stubenreinheit? Dem Schlaf-Wach-Rhythmus?

Pflanzliche Präparate

„Man kann den Patienten auf mehreren Ebenen unterstützen“, sagt Reitl. Zunächst wirken verschiedene Präparate auf Pflanzenbasis ohne unerwünschte Nebenwirkungen. Ginseng fördert die Leistung des Gehirns. Phytopharmaka stärken das Herz-Kreislauf-System, Durchblutung steigernde Medikamente das Gehirn. Auch Vitamin B ist gut für die Nerven. CBD-Hanföl wiederum erzielt Erfolge gegen Vergesslichkeit und Schmerzzustände.

Gehirntraining

Darüber hinaus bleibt das Gehirn durch gezieltes Training länger aktiv. Durch immer gleiche Übungen entstehen beständigere Vernetzungen im Denkorgan. Auch die häufige Wiederholung von Kommandos lässt diese weniger schnell in Vergessenheit geraten. Die mentale Stimulation darf freilich nicht überfordern.

Rücksichtnahme

„Der Besitzer muss sich auf seinen Senior einstellen und sich vermehrt um ihn kümmern“, sagt der Zoodoc. Eventuell kann es notwendig werden, den Hund zu seiner eigenen Sicherheit nur noch an der Leine zu führen. Ein ausgedehnter Ausflug ist vielleicht zu anstrengend. Auch stressige Situationen sollen vermieden werden. Oft hört das alte Tier schlecht und erschrickt oder schnappt, wenn er das Kind erst spät bemerkt. Sieht er schlecht und steht beim Gassigehen plötzlich vor einem fremden Hund, kann die Begegnung unangenehm werden.

Der KURIER-Tiercoach betont: „Wer sich einen jungen Hund nimmt, sollte bedenken, dass der viele Jahre seines Lebens alt ist.“ 

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