Tiercoach: Wenn das Gleichgewicht gestört ist

Schwindelgefühl im Körbchen ist schlimm für Patient und Halter
Alte Hunde leiden oft unter dem Vestibularsyndrom. Die Heilungschancen sind gut.

Die Symptome sind plötzlich da und fallen heftig aus: Der Vierbeiner kann seinen Kopf nicht mehr gerade halten, die Augen zittern unkontrolliert, darüber hinaus muss er meist erbrechen, beim Gehen schwankt er hin und her, im Extremfall bleibt er auf dem Boden liegen.„Das Geriatrische Vestibularsyndrom ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen bei alten Hunden“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, wodurch der Gleichgewichtssinn in Mitleidenschaft gezogen werden kann, und was den Patienten hilft.

Auswirkungen "beängstigend"

Das Gleichgewichtsorgan – medizinisch Vestibularapparat – liegt bei Hunden im Innenohr. Fällt der Sinn aus, erhält das Gehirn keine richtigen Informationen mehr darüber, wo oben und unten ist. „Das Tier kann seine Lage im Raum und seine Bewegungen nicht ausrichten“, beschreibt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn das Leiden. Die Auswirkungen schauen „beängstigend“ aus. Sie können in abgestufter Ausprägung auftreten. Typisch ist, dass sie nicht schleichend kommen, sondern im Moment.

Ursache nicht bekannt

Konkrete Auslöser für das Geriatrische Vestibularsyndrom sind noch nicht bekannt. Vermutet werden Ohreninfektionen oder Störungen der Durchblutung bzw. des Lymphabflusses. „Es gibt keine speziellen Tests, die Diagnose basiert auf dem Ausschluss aller anderen Ursachen“, sagt Zoodoc Reitl und nennt dafür eine starke Mittelohrentzündung oder eine Vergiftung, die der Besitzer durch unsachgemäß verabreichte Ohrentropfen hervorruft. In seltenen Fällen führt ein Tumor zur Fehlfunktion des Gleichgewichtsapparates; nicht zuletzt ist ein Zusammenhang mit einer Schilddrüsenunterfunktion beschrieben. 

Therapie

„Man behandelt die Symptome“, erklärt die Expertin. Der Patient erhält Medikamente, die das Erbrechen stoppen. Infusionen stabilisieren seinen Kreislauf. Vitamin B unterstützt die Nervenfunktion. Besserung sollte sich innerhalb weniger Stunden bis drei Tagen einstellen. Insgesamt kann es einige Wochen dauern, bis sich das Haustier vollständig erholt. Manchmal kehrt die Krankheit wieder.

„Wichtig ist, dass der Besitzer den Vierbeiner nicht sofort einschläfern lässt“, sagt Reitl. Die Situation ist für den Halter zwar belastend, er muss den Patienten meist intensiv pflegen und zum Beispiel mit der Hand füttern. Der KURIER-Tiercoach weiß aber: „Durchhalten lohnt sich, die Prognose ist gut.“

Probleme mit der Katze, Sorgen um den Hund, Fragen zu Sittich, Schildkröte & Co? Schreiben Sie an: tiercoach@kurier.at

Kommentare