Tiercoach: Warum Mäuse-Gerste Hunden zu schaffen macht

Ein Spaziergang kann schlimme Folgen haben.
Die Ähren-Teile schieben sich durch feine Widerhaken immer weiter in den Körper hinein.

Sie wächst an trockenen Standorten auf wilden Wiesen und freien Feldern. Sie gedeiht an Weg- und Straßenrändern. In der Stadt kommt sie bevorzugt entlang von Zäunen, um Bäume und Laternen, auf Verkehrsinseln und brachliegenden Grundstücken vor: Die Mäuse-Gerste blüht von Mai bis Oktober. In dieser Zeit können die Pflanzen zur Gefahr für Hunde werden.

Schliefhansl als Gefahr

„Heuer gibt es besonders viele Grannen. Bleiben die Ähren-Teile in der Haut oder in Körperöffnungen stecken, können sie schwere gesundheitliche Probleme verursachen“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, wieso der „Schliefhansl“ Vierbeinern zu schaffen macht und wann zu den Schmerzen Komplikationen entstehen.

Feine Widerhaken wandern 

„Ist die kleine Gerste noch grün, besteht wenig Risiko für Haustiere“, sagt Reitl. Reifen die Ähren aber, lösen sich die Körner. Härchen und feine Widerhaken dienen den Samen zur Verbreitung. Sie sind von Natur aus darauf ausgelegt, sich im Tierfell zu verfangen und so weiter getragen zu werden. Hunde streifen die Grannen mit der Brust ab. Oft geraten die Pflanzenteile in Augen, Nase oder Ohren. Besonders häufig bleiben die getrockneten Spitzen zwischen den Zehen stecken. Abschütteln, Wegkratzen, Niesen: zwecklos.

Schmerzhafte Verletzungen

„Das Problem ist, dass der Schliefhansl durch die Widerhaken immer weiter in den Körper hinein wandert und nie an der Eintrittspforte wieder heraus kommt“, sagt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Landet der Pflanzenteil im Bindehautsack, kann er sich bis in den Tränenkanal vorschieben. Spießt er sich im Ohr, bewegt er sich Richtung Trommelfell. Eingeatmet dringt er tief in die Nase vor. An den Pfoten führt er unter der Haut zu Fisteln. Gelegentlich durchstoßen die harten Borsten sogar Körperwände.

Bei ersten Anzeichen zum Tierarzt

„Im schlimmsten Fall kommt es zu einer bedrohlichen Situation“, sagt der Zoodoc. So weit soll es nicht kommen. Bei den ersten Anzeichen – Niesen, Schütteln, Kratzen, rote Schwellung – muss der Patient zum Tierarzt. „Der Besuch ist für den Vierbeiner meist schmerzhaft, für den Besitzer aufwendig“, sagt Reitl. Der Experte stellt die Diagnose – oft mittels Otoskop, bei Bedarf mit Endoskop, Ultraschall oder Computertomographie. Er entfernt das Übel mit einer Spezialzange bzw. während eines chirurgischen Eingriffs. Meist ist eine lokale Betäubung erforderlich, manchmal geht es nicht ohne Narkose.

Kurze Leine und Obacht

Dem vorzubeugen, gehört der Hund in Gefahrenzonen an die kurze Leine. Und nach jedem Spaziergang nach Grannen abgesucht. Der Tiercoach appelliert: „Die Mäuse-Gerste ist ein Unkraut, das sich rasend vermehrt. Augen auf, man muss es wirklich meiden.“

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