Tiercoach: Hund und Halter haben ähnliche Darmbakterien
Bakterien, Viren, Pilze – ihr buntes Leben macht das Mikrobiom eines Säugetiers aus. Die individuelle Zusammensetzung dieser Mikroorganismen auf und im Körper ist einzigartig. Sie wirkt sich auf die Verdauung genauso aus wie auf das Immunsystem und die Psyche. Die veterinärmedizinische Erforschung des Mikrobioms steht noch am Anfang. Doch erste Ergebnisse liegen schon vor – und überraschen.
Mikrobiom im Darm
„Am besten untersucht ist das Mikrobiom im Darm. Da gibt es die meisten Bakterien, nämlich 100 Billionen“, sagt Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, wodurch das Intestinale Mikrobiom bei Vierbeinern beeinflusst wird und wo es hineinspielt.
Gestörtes Gleichgewicht macht krank
„Bakterien leben nicht nur auf der Haut, sondern auch auf allen Schleimhäuten. Sie bilden eine Art Schutzschicht zwischen Außen und Innen“, erklärt der Zoodoc. Sie halten den Körper gesund, vorausgesetzt sie befinden sich im Gleichgewicht. Ist das Mikrobiom gestört, können sich ungünstige Bakterien ansiedeln und Krankheiten auslösen. Zudem schwächelt die Körperabwehr, wenn Darmbakterien bestimmte Immunzellen nicht aktivieren.
„Lücken in der Schutzschicht entstehen etwa durch Antibiotika“, sagt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Untersuchungen zeigen, dass die Arzneimittel zur Behandlung von bakteriellen Infektionen das Mikrobiom auch bis zu acht Wochen nach der Gabe schädigen können. Auch Stress und Umwelteinflüsse führen zu einer Veränderung des Mikrobioms. Nicht zuletzt bestimmt die Ernährung die Zusammensetzung der Keime im Verdauungssystem. Jedes Bakterium braucht einen Nährboden, jede Einseitigkeit stört das sensible Gleichgewicht.
Erste Keimladung bei der Geburt
„Zunächst wird das Mikrobiom durch die Mutter bestimmt. Sie gibt dem Welpen die erste Ladung an Bakterien mit“, schildert Reitl. Im Laufe des Lebens ändert sich die Zusammensetzung. Studien belegen, dass das Mikrobiom vor allem von Hunden dem des Halters ähnelt. Die Übereinstimmung resultiert einerseits aus der Domestikation, andererseits aus dem ähnlichen Speiseplan von Hund und Herrl. (Bei Katzen – von Natur aus Fleischfresser – gibt es weniger Parallelen.)
Diät beeinflusst Darm, Immunsystem und Verhalten
Dem entsprechend kann nur eine langfristige Umstellung der Ernährung das Mikrobiom unterstützen. „Ein Probiotikum im Napf bzw. über einige Tage ist wie ein Salzkorn im 10-Liter-Kanister, das bringt nichts. Insgesamt ist eine Änderung des Lebensstils notwendig“, sagt der KURIER-Tiercoach. Die Sanierung der Darmflora über einen längeren Zeitraum hilft nachweislich bei Durchfallerkrankungen. Sie wirkt sich vermutlich auch positiv auf das Verhalten der Vierbeiner aus. In der Humanmedizin zumindest ist die Darm-Hirn-Achse mittlerweile unbestritten.
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