Tiercoach: Katzen zeigen, wenn sie psychisch belastet sind

Verschreckte Katzen müssen sich zurückziehen dürfen.
Die Ursachen lassen sich oft nur vermuten, die Behandlung braucht viel Geduld. Der KURIER-Tiercoach gibt Lesern Rat.

Warum verhält sich der gezähmte Freigänger plötzlich nicht mehr angepasst? Wie können die traumatisierten Kater besucherfreundlich werden? Leser fragen, KURIER-Tiercoach Katharina Reitl, Tierärztin in der Ordination Tiergarten Schönbrunn, antwortet:

Vor Kurzem habe ich eine fast 14-jährige Hauskatze von einem Pferdestall übernommen. Zuerst musste ich sie an die Zivilisation gewöhnen, dann an das Kisterl. Außerdem behandle ich sie jetzt wegen Nierenproblemen. Plötzlich zieht sie sich aber den ganzen Tag im Haus zurück und geht auch nicht mehr ins Kisterl. Wie kann ich die Katze besser an ihre neue Umgebung gewöhnen?

Ich befürchte, dass Ihre Katze ein gesundheitliches Problem hat – entweder psychisch oder physisch. Es wird schwer werden, die Ursache zu finden. Setzt die Katze auch Kot nicht ins Kisterl ab oder nur Urin? Eventuell hat sie Schmerzen im Rücken oder den Knien und sie kann/mag nicht über den Kisterlrand steigen? Eventuell ist es ein Protest und sie will Ihnen sagen, dass es übergangsweise nett bei Ihnen war, dass sie jetzt aber wieder in den Pferdestall möchte. Weiters können Veränderungen im Gehirn (Demenz) für ihr Verhalten verantwortlich sein.

Ich empfehle Ihnen, die Katze nochmals vom Tierarzt untersuchen zu lassen, um Organschäden, Arthrosen und neurologische Ursachen auszuschließen. Sicher lohnt sich der Versuch, ein anders, niedrigeres, Kisterl an einer völlig anderen Stelle aufzustellen. Sollte alles ergebnislos bleiben, besteht eventuell die Möglichkeit, die Katze wieder in den Pferdestall zu bringen und zu sehen, wie es ihr dort geht?

Ich habe zwei Kater, 6 Jahre alt, Freigänger. Als sie zwei Jahre alt waren, mussten 40 Feuerwehrmänner wegen eines Brandes in meinem Haus anrücken. Seither fürchten die Kater jeden, der kommt; auch meine Freundin, wenn sie mal zu Besuch ist. Dabei bemühen wir uns sehr, die Vierbeiner nicht zu verschrecken. Wie kann ich ihnen die Angst abgewöhnen?

Ihre Katzen haben vermutlich einen schweren Schock erlebt. Leider gibt es nicht viele Möglichkeiten, die beiden an Besuch zu gewöhnen. Sie könnten versuchen, die Gästezimmer mit Katzenpheromonen zu vernebeln. Auch das fremde Gewand könnten sie mit dem für Menschen geruchlosen Spray einsprühen. Manchmal hilft es, Katzen vor einer neuen oder stressigen Situation Muttermilchproteine zum Futter zu geben. Diese Wohlfühlstimmung kann auch durch CBD-Öl erreicht werden. Haben Sie weiterhin Geduld. Drängen Sie die Katzen nicht und versuchen Sie nicht, diese wo „hervorzuholen“. Dann können die Kater sicher mit dem Besuch ihrer Freundin gut umgehen und der Stress hält sich in Grenzen.

Probleme mit der Katze, Sorgen um den Hund, Fragen  zu Sittich, Schildkröte & Co? Schreiben Sie an: tiercoach@kurier.at

Kommentare