Das passiert natürlich auch in Wien: Seit ein Brand 1992 die Redoutensäle in der Hofburg schwer beschädigt hatte, sorgt man sich auch um den einzigartigen Dachstuhl der Winterreitschule in der Hofburg, der nur knapp vom Feuer verschont geblieben ist. „Schließlich hat man als Weltkulturerbe die Verpflichtung, den Schatz langfristig zu sichern“, sagt Neubauer, der begonnen hat, auch die Stallburg mit den modernsten Laserscannern vollständig zu digitalisieren.“ Alle Ergebnisse kann man auf Piber digital verfolgen.
„Wir haben die Hoffnung, herauszufinden, was darunter ist. Schließlich ist der Hof dort der älteste Teil des ganzen Areals. Und dort waren bereits die Römer“, deutet der Archäologe das Potenzial an.
Alle Erkenntnisse, egal ob aus der Spanischen Hofreitschule oder aus dem dazu gehörigen steirischen Lipizzanergestüt, werden in das neue Museumskonzept einfließen. Mit den bisherigen Mythen rund um die edlen weißen Pferde soll es vorbei sein, verspricht die Geschäftsführerin der Spanischen Hofreitschule, Sonja Klima: „Sie sollen der wissenschaftlich authentischen Darstellung der klassischen Reitkunst und ihrer militärischen Hintergründe weichen“.
Militärtechnologie
In diesem Punkt hat auch Neubauer selbst einiges gelernt. Zum Beispiel, dass die Reitkunst der Hofreitschule eigentlich Militärtechnologie ist. „Die Pferde springen nicht so herum, weil es lustig ist. Das ist natürliches Verhalten, das man durch Zucht und Dressur verstärkt hat. Wenn etwa ein Heerführer durch Fußsoldaten bedrängt wurde, konnte sein Pferd aufhüpfen und ausschlagen, oder seitlich ausweichen.“
Warum der Wissenschafter das erzählt? Weil er genau diese Geschichte im Rahmen des neuen Konzepts in Form von Projektionen und virtuellen Rundgängen unter die Leute bringen will: „Wie Pferd und Reiter aufeinander abgestimmt wurden, um Kriege zu gewinnen. Das ist dasselbe, was Skythen, Hunnen, Awaren, Magyaren und, kurz vor dem Beginn der Tradition in Österreich, auch Mongolen vorgelebt haben“, sagt der Archäologe. „Daraus entsteht die neue Ausstellung in Piber, die wir hoffentlich im Laufe des Jahres eröffnen können.
Zudem wird es jedes Jahr eine Schau zu einem der großen Reitervölker geben. Mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Lebensweise; sogar Behausungen sollen aufgebaut werden. Denn bereits Jahrtausende vor den Lipizzanern hat die Reitkunst den Völkern aus den Steppen Eurasiens immer wieder zu Siegen verholfen und in der Folge zu wesentlichen politischen und sozialen Umwälzungen in Europa geführt.
„Die goldenen Pferdedarstellungen der prähistorischen Skythen, das mit Almandinen verzierte goldene Zaumzeug der Hunnen, die silbertauschierten Riementeiler und Gürtelgarnituren der Awaren und Magyaren sowie die Prunksättel und Brandeisen der Mongolen werden in Piber den historischen Exponaten in der geplanten Dauerausstellung im Museum, der Geschirrkammer im Schloss und in der Alten Schmiede gegenübergestellt“, verspricht Neubauer, der natürlich auch weiterforschen will.
Denn: „Piber war schon früher – ehe die Lipizzaner einzogen – ein Gestüt. Die Pferde haben über Jahrhunderte den ganzen Wald rundum genützt“, sagt der virtuelle Archäologe. Bis es wohl aufgrund von frühen Bergbau zum Kahlschlag kam.
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