Über den EU-Raum hinaus
„Die Krise der Grünlandbewohner hat bereits den ganzen Kontinent erfasst“, analysiert Erstautor Chris von Swaay. Gründe für den Verlust an Arten und Individuen sieht der Forscher vor allem in der Landwirtschaft. „Monokulturen, Überdüngung, Pestizide sowie die Verbauung und Versiegelung von Boden tragen entscheidend zum Schmetterlingssterben bei“, bestätigt denn Sabine Gaal-Haszler auch für Österreich. Die Leiterin der Schmetterlingssammlung im Naturhistorischen Museum Wien weiß zudem, dass Generalisten weit bessere Überlebenschancen haben als Spezialisten.
So ist etwa der stark gefährdete Lungenenzian-Ameisenbläuling als Jungraupe auf die seltene Futterpflanze in raren Niedermooren angewiesen; ein paar Häutungen später braucht er spezielle Knotenameisen, die den verpuppten Parasiten in ihrem Nest füttern. Dem fertigen Falter schließlich muss die Flucht von dort gelingen.
Erderwärmung
„Der Klimawandel beeinflusst ebenfalls das Aufkommen von Insekten“, erklärt die Expertin weiter. Wärmeliebende Arten breiten sich aus, Spezies, die es kühler mögen, müssen sich in höhere Lagen bzw. in den Norden zurückziehen. Vom Süden fliegen Neue an. Monitorings untermauern diesen Trend.
Diesen zufolge kommen in Österreich insgesamt mehr als 4.000 Schmetterlingsarten vor. 50 Prozent der Tagfalter stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, bei den Nachtfaltern sind es rund 38 Prozent. Mitunter fehlen verlässliche Daten.
Mithilfe gefragt
„Wir freuen uns über jeden, der mitzählt, um Beobachtungslücken zu schließen“, bittet Daniela Lehner von "Austrian Butterfly Conservation" um Hilfe für die Wissenschaft. Gaal-Haszler ruft nicht zuletzt Hobbygärtner zur Rettung der Sechsfüßer auf: „Mähen Sie nicht alles ratzeputz nieder. Lassen Sie immer einen Teil der Wiese für Eier, Raupen und Schmetterlinge stehen.“ Und Erstautor des Butterfly-Reports van Swaay hält fest: "Wir hoffen, dass die kommende ,EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur‘ und die damit verbundenen Maßnahmen den Rückgang an Grünland-Schmetterlingen stoppen können, damit sich auch unsere Kinder an den Faltern auf blumenreichen Wiesen erfreuen können."
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