Models im Federkleid: So fotogen sind Hühner

Ein Zwerghahn mit grauem Gefieder und rotem Kamm steht da.
Zwei Mailänder Fotografen setzen Rassehühner possierlich in Szene und erzählen Geschichte.

Henne oder Ei? Für Moreno Monti und Matteo Tranchellini ist das nicht die Frage, für die Mailänder Fotografen zählen nur die schillernden Federn, stolze Posen und der einzigartige Augen-Blick.

Rechtzeitig vor Ostern ist ihr Werk " Hühner. Eine Liebeserklärung" in 120 Farbbildern erschienen (Verlag teNeues, 200 Seiten, 39,9 €). Die kurzen Texthäppchen über die Jahrtausende währende Beziehung zwischen Mensch und Tier, über die Intelligenz der vermeintlich dummen Vögel inklusive Sprache und sozialer Kompetenz sowie allerlei anderes Wissenswertes steuert die deutsche Sachbuchautorin Anne Jacoby bei (parallel auch in Englisch).

 

Ein schwarzes Seidenhuhn mit weißer Haube steht auf einem grauen Untergrund.

Holländer Haubenhuhn: Die alte Rasse trägt weiße Federn an Stelle des Kamms

Ein Zwerghahn mit goldenem Gefieder und rotem Kamm steht auf einem grauen Untergrund.

Sebright-Hahn: Die alte englische Zwerghuhn-Rasse gilt als keck, mutig und neugierig 

Der geneigte Leser erfährt, dass es heute weltweit fast dreimal so viele Hühner gibt wie Menschen. Viele leben in Boden- oder Freilandhaltung, manche noch immer im Käfig und ganz und gar nicht glücklich. Dabei begann die Liaison bereits vor etwa 8.000 Jahren, als die ersten Bauern Asiens das Bankivahuhn mit dem Sonnerathhuhn zum Haushuhn kreuzten. Schon damals wurde das Federvieh als Nutztier und der Unterhaltung wegen geschätzt. Hahnenkämpfe haben lange Tradition.

Schönheiten

Die Schönheit des Geflügels fiel erst Mitte des 19. Jahrhunderts auf. 1845 fand im Zoo des Londoner Regent’s Park die erste Schau vor Publikum statt. Queen Victoria ließ bald darauf in ihrem Winterpalast einen prächtigen Stall für ihre Indischen Braham, die Chinesischen Cochin und Langschan bauen. Viele Adelshäuser taten es ihr gleich. Erst jetzt entstanden immer mehr Rassen – mit Einschlag von exotischen Importen. Der Aufschwung des globalen Handels machte möglich, dass elegante Paduaner aus Russland, freundliche Seidenhühner aus China, unverträgliche Ko Shamos aus Japan u. a. zur Veredelung herangezogen werden konnten. Aktuell gackern 180 anerkannte Rassen rund um den Erdball.

Ein graues Seidenhuhn steht vor einem dunklen Hintergrund.

Zwerg-Seidenhuhn: Schon Marco Polo berichtete von den katzenhaarigen Vögeln

Die Wissenschaft interessierte sich erstaunlich spät für die schlechten Flieger, die auch von Malern der Steinzeit und vielen weiteren Künstlergenerationen ignoriert wurden. Die Gleichung kleines Hirn = dummer Vogel hielt sich lange. In den 1990er-Jahren schließlich fasste eine britische Neurowissenschafterin zusammen: „Inzwischen ist klar, dass die kognitiven Fähigkeiten der Vögel denen von Säugetieren oder sogar Primaten entsprechen.“ Studien belegten zuvor, dass Hühner mathematische Aufgaben lösen, Riegel öffnen und Empathie empfinden können. Zudem pflegen sich Hennen mit Artgenossinnen, Hähnen und Küken  zu unterhalten: Bah-dap (Guten Tag), Doh doh doh (Gute Nacht).

Monti und Tranchellini sehen in ihren Models im Federkleid nicht das Nutztier, nicht das Ergebnis von (Über)Züchtung, nicht die Intelligenzbestie: Sie sehen „echte Profis vor der Kamera“.

Das Cover des Buches „Hühner: Eine Liebeserklärung“ von Moreno Monti und Matteo Tranchellini mit einem Hahn.

Hardcover für die Liebeserklärung an Hühner um knapp 40 € 

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