Der geneigte Leser erfährt, dass es heute weltweit fast dreimal so viele Hühner gibt wie Menschen. Viele leben in Boden- oder Freilandhaltung, manche noch immer im Käfig und ganz und gar nicht glücklich. Dabei begann die Liaison bereits vor etwa 8.000 Jahren, als die ersten Bauern Asiens das Bankivahuhn mit dem Sonnerathhuhn zum Haushuhn kreuzten. Schon damals wurde das Federvieh als Nutztier und der Unterhaltung wegen geschätzt. Hahnenkämpfe haben lange Tradition.
Schönheiten
Die Schönheit des Geflügels fiel erst Mitte des 19. Jahrhunderts auf. 1845 fand im Zoo des Londoner Regent’s Park die erste Schau vor Publikum statt. Queen Victoria ließ bald darauf in ihrem Winterpalast einen prächtigen Stall für ihre Indischen Braham, die Chinesischen Cochin und Langschan bauen. Viele Adelshäuser taten es ihr gleich. Erst jetzt entstanden immer mehr Rassen – mit Einschlag von exotischen Importen. Der Aufschwung des globalen Handels machte möglich, dass elegante Paduaner aus Russland, freundliche Seidenhühner aus China, unverträgliche Ko Shamos aus Japan u. a. zur Veredelung herangezogen werden konnten. Aktuell gackern 180 anerkannte Rassen rund um den Erdball.
Die Wissenschaft interessierte sich erstaunlich spät für die schlechten Flieger, die auch von Malern der Steinzeit und vielen weiteren Künstlergenerationen ignoriert wurden. Die Gleichung kleines Hirn = dummer Vogel hielt sich lange. In den 1990er-Jahren schließlich fasste eine britische Neurowissenschafterin zusammen: „Inzwischen ist klar, dass die kognitiven Fähigkeiten der Vögel denen von Säugetieren oder sogar Primaten entsprechen.“ Studien belegten zuvor, dass Hühner mathematische Aufgaben lösen, Riegel öffnen und Empathie empfinden können. Zudem pflegen sich Hennen mit Artgenossinnen, Hähnen und Küken zu unterhalten: Bah-dap (Guten Tag), Doh doh doh (Gute Nacht).
Monti und Tranchellini sehen in ihren Models im Federkleid nicht das Nutztier, nicht das Ergebnis von (Über)Züchtung, nicht die Intelligenzbestie: Sie sehen „echte Profis vor der Kamera“.
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