Mikroplastik findet sich auch in der menschlichen Halsschlagader

Nanoplastik wird mit einer Größe von unter 0,001 Millimeter definiert, Mikroplastik ist mit 0,001 bis 5,0 Millimeter teilweise noch mit freiem Auge sichtbar.
Pro Jahr nehmen Menschen im Schnitt ein viertel Kilogramm Mikroplastik auf, betonen Fachleute. Hinweise auf schädigende Effekte der kleinen Kunststoffpartikel mehren sich.

Im Darm, Stuhl und im Blut, in Samenflüssigkeit, in der Plazenta und Muttermilch: Mikroplastik wurde schon nahezu überall im Organismus entdeckt: Eine österreichische Studie zeigt, dass Mikro- und Nanoplastik sogar schon in den Halsschlagadern von Atherosklerosepatientinnen und -patienten nachweisbar ist. Das könnte zu vermehrten akuten Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen, wir Forschende in der Ärztezeitschrift Cardio News zuvor berichtet hatten.

Als Mikroplastik werden Kunststoffpartikel mit einem Durchmesser von weniger als fünf Millimetern bezeichnet. Nanoplastik bezeichnet Teilchen von der Größe zwischen einem und 1.000 Nanometern.

"Täglich nehmen wir Mikroplastik auf: durch Inhalation, Hautkontakt, über die Schleimhäute der Augenoberflächen oder durch den Konsum von kontaminierten Lebensmitteln. Man geht davon aus, dass der Mensch jährlich auf diese Weise etwa ein viertel Kilogramm Mikroplastik aufnimmt", schrieben der Salzburger Kardiologe Friedrich Hoppichler vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder und die Gesundheitspsychologin Julia Schätzer vom Special Institute for Preventive Cardiology And Nutrition/Sipcan.

Mikroplastik in allen Ecken des Körpers gefunden

Über den Blutkreislauf kommen die Partikel in viele Gewebe. Mikroplastik wurde auch in Herzmuskelgewebe entdeckt. In Tiermodellen hätte sich herausgestellt, dass eine Belastung mit Mikro-/Nanoplastik (MNPs) offenbar ein Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen sein dürfte, betonten die Experten.

Polyäthylen in Atherosklerose-Plaques 

Der italienische Internist Raffaele Marfella von der Universität in Neapel hätte mit Co-Autorinnen und -Autoren so Hoppichler und Schätzer vor kurzem den Beweis für Mikro- und Nanoplastik in den Atherosklerose-Plaques von Patientinnen und Patienten mit einer mindestens 70-prozentigen Verengung einer Halsschlagader geliefert. Bei 257 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern im Alter zwischen 18 und 75 Jahren, die sich einem Eingriff zur Entfernung der Plaques unterziehen mussten, wurde in 58 Prozent der Gewebeproben Polyäthylen entdeckt. "Bei 31 von ihnen (12,1 Prozent) konnte zusätzlich auch PVC (Polyvinylchlorid) nachgewiesen werden", berichteten die österreichischen Experten.

Entzündungsfördernde Eigenschaften genauer prüfen

Die Crux: Eine akute Herz-Kreislauf-Erkrankung (nicht-tödlicher Schlaganfall oder nicht-tödlicher Herzinfarkt oder ein Todesfall) trat in einem Beobachtungszeitraum von im Mittel 33,7 Monaten bei acht von 107 Patienten (7,5 Prozent) auf, bei denen man in den entfernten Atherosklerose-Plaques keine MNPs entdeckt hatte. In der Gruppe der Untersuchten mit Mikro-/Nanoplastiknachweis in der Halsschlagader hatten hingegen 30 von 150 eine solches Akutereignis (20 Prozent). Unter ihnen war die Gefährdung damit um den Faktor 4,5 größer.

Ein ursächlicher Beweis für den Zusammenhang zwischen Mikro- und Nanoplastik in Plaques, wie sie bei "Gefäßverkalkung" auftreten, ist das noch nicht. Aber das könnte in weiteren Untersuchungen geklärt werden. 

Eine Hypothese, so Hoppichler und Julia Schätzer: MMPs haben offenbar entzündungsfördernde Eigenschaften. Unterschwellige chronische Entzündungen aber sind ein anerkannter Risikofaktor für Atherosklerose und für dabei entstehende Plaques in den Arterien, die bei einem plötzlichen Aufbrechen zur Thrombusbildung und somit zu Herzinfarkt, Schlaganfall etc. führen können.

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