Je größer der Erpelpenis, umso kleiner die Eier der Weibchen

Je größer der Erpelpenis, umso kleiner die Eier der Weibchen
Bisher hieß es, dass Männchen von Arten mit großen Eiern größere Penisse haben. Wiener Forscher zeigen das Gegenteil.

Bei Enten ist man von Zärtlichkeit und weiblicher Emanzipation noch weit entfernt: Oft besteigt ein Erpel ein Weibchen, drückt es unter Wasser und zwingt es damit zum Geschlechtsakt. Bisher gingen Forscher davon aus, dass diese Zwangskopulation zu einem evolutionären Wettrüsten geführt hat und es einen Zusammenhang zwischen Penislänge und Eiergröße einer Art gibt. Wiener Verhaltensforscher haben diese These nun widerlegt.

Bei den meisten Vogelarten pressen Männchen und Weibchen ihre Kloaken - den gemeinsamen Körperausgang für die Ausscheidungs- und Fortpflanzungsorgane - aneinander. Dabei können die Spermien in das Weibchen gelangen. Im Gegensatz dazu stülpen männliche Entenvögel (Anatidae) beim Geschlechtsakt einen Penis aus der Kloake. „Das sichert unter anderem auch die Übertragung des Spermas unter Wasser“, erklärt Hans Winkler vom Konrad-Lorenz-Instituts für Vergleichende Verhaltensforschung der Veterinärmedizinischen Universität Wien gegenüber der APA.

Erpelpenis wie ein Korkenzieher

Bei einigen Arten versuchen die Männchen die Weibchen zur Kopulation zu zwingen. In einem evolutionären Wettrüsten zwischen den Geschlechtern haben die Weibchen als Abwehrmaßnahme dagegen Windungen im weiblichen Geschlechtstrakt, die sich im Uhrzeigersinn drehen. Dagegen ist der Erpelpenis gegen den Uhrzeigersinn korkenzieherförmig gedreht. Neben den Vaginalspiralen könnten die Weibchen als weitere Abwehrmaßnahme auch Eier, die in erzwungenen Kopulationen befruchtet wurden, aufgeben und nicht ausbrüten.

Auf letzterem beruhte die bisher vorherrschende Hypothese, wonach bei Arten, bei denen die Weibchen größere Eier legen, die Erpel größere Penisse haben. Denn bei größeren Eiern würden die Weibchen eher zögern, ihre Eier aufzugeben, wenn sie zur Kopulation gezwungen wurden. Schließlich haben sie beträchtliche „Kosten“ in die im Verhältnis zu ihrer Körpermasse großen Eier gesteckt und geben diese „Investition“ nicht so leicht auf, selbst wenn sie Opfer einer Zwangskopulation waren.

Winkler hat gemeinsam mit Bernd Leisler vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell (Deutschland) anhand eines größeren Datensatzes als in bisherigen Studien diese Annahme nun aber widerlegt. Demnach scheint eher das Gegenteil der Fall zu sein: Penislänge und Eigröße korrelieren negativ - das heißt, je größer der Erpel-Penis bei einer Art, desto kleiner sind die Enteneier, berichten die Forscher im Journal of Avian Biology. Offensichtlich kann das evolutionäre Wettrüsten mit Zwangskopulationen auf der einen und anatomischen Gegenmaßnahmen auf der anderen Seite nicht unbeschränkt weitergehen.

Wettrüsten eingeschränkt

Die Forscher nehmen an, dass es Faktoren gibt, die eine Untergrenze für die Eigröße festlegen. Dadurch werde aber auch das Wettrüsten zwischen den Geschlechtern eingeschränkt, schreiben sie in ihrer Arbeit.

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