Gefräßige Winzlinge: Borkenkäfer sind auch 2020 eine Plage
Sie sind nur millimetergroß, doch ihr Milliardenheer macht den Wäldern in Mitteleuropa auch in diesem Jahr schwer zu schaffen: Borkenkäfer, oder genauer gesagt Buchdrucker, verwandeln innerhalb kürzester Zeit ganze Waldlandschaften.
Wo einst tiefgrüne Fichten standen, bleiben vielerorts nur noch braun-gräuliche Holzgerippe. Forstleute sind vielerorts nahezu pausenlos im Einsatz, um betroffene Bäume aus den Wäldern zu holen.
Denn die Gefahr sei, dem Borkenkäfer immer hinterher zu laufen, sagt der Leiter des Thünen-Instituts für Waldökosysteme im deutschen Eberswalde, Andreas Bolte. „Der Borkenkäfer sitzt unter der Rinde und durchtrennt Stück für Stück die Kohlenhydratzuleitung der Wurzeln bis zur Baumkrone.“ Die Bäume sterben also nicht primär durch den Trockenstress, sondern daran, dass langsam die Wurzeln absterben und sie kein Wasser mehr transportieren können.
Der sichtbare Schaden tritt daher erst verzögert ein. Ein Baum könne schon komplett dem Tode geweiht sein, man sehe es ihm aber nicht an, da der Baum in der Krone noch grüne Nadeln habe, weiß Waldökologe Bolte. „In diesem Moment, wo das festgestellt wird, ist der Käfer aber längst schon wieder aus dem Baum draußen und befällt neue.“
Trockenheit fördert seine Ausbreitung
Neben Stürmen bereitete vor allem die Trockenheit dem Borkenkäfer in den vergangenen Jahren leichtes Spiel: „Mit jedem Niederschlagsdefizit, das von Jahr zu Jahr zunimmt, werden die Wasser-Reserven in den Bäumen aufgebraucht“, erklärt der Stadtforstdirektor von Fürstenwalde an der Spree, Thomas Weber.
In seinem Forst sind viele Fichten bereits verschwunden. „Wenn Wasser fehlt, dann haben Nadelbäume auch keine Abwehrreaktion mehr bei einem Borkenkäferbefall.“ Denn normalerweise können die Bäume die Eindringlinge mit ihrem Harz übergießen und so unschädlich machen.
Aus ökologischer Sicht hat der Buchdrucker durchaus auch eine Berechtigung, denn eigentlich sorgt er dafür, dass sich Fichtenwälder regenerieren. Indem die Käfer kranke Bäume befallen, machen sie Platz für neue, gesunde. Zuletzt explodierten aber die Käfer-Populationen.
Das liege auch an der Vegetationsperiode, die in den vergangenen Jahren früher begonnen habe und wärmer gewesen sei, sagt Forst-Experte Bolte. Dadurch können sich mehr Larven entwickeln als sonst. „Jetzt sehen wir gerade die dritte Generation, die sich bereit macht. Damit haben wir einen deutlichen Überschuss in vielen Regionen an Borkenkäfern“, erklärt er. Da die Käfer zuletzt auch massenhaft überwinterten, sei zudem die Anfangsgeneration im Frühjahr 2020 bereits groß gewesen. „In diesem Jahr ernten wir damit die bitteren Früchte aus 2018 und 2019 mit.“
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