Eiweiß und Dotter: Ei aus römischer Zeit im Inneren noch flüssig
"Manche Funde hauen einen wirklich um." So kommentierten britische Ausgrabungsspezialisten zu Wochenbeginn ihre jüngste archäologische Entdeckung: Ein rund 1.700 Jahre altes Hühnerei. Etwa fünf Zentimeter groß, graubeige, mit von schwarzen Punkten übersäter Schale.
Wobei sich die eigentliche Sensation im Inneren des ovalen Relikts aus der Römerzeit verbirgt: Denn das Ei enthält – das haben neueste Analysen des Ausgrabungsunternehmens Oxford Archaeology nun offenbart – noch immer Flüssigkeit.
Überraschungsei entzückt Archäologen
Entdeckt wurde das Ei bereits vor einigen Jahren. Westlich der mittelenglischen Stadt Aylesbury wurden im Zuge von Grabungsarbeiten für den Bau einer neuen Wohnsiedlung archäologisch hochspannende Überbleibsel freigelegt. Die Hinterlassenschaften stammen unter anderem aus dem frühen Neolithikum, der Jungsteinzeit. Besonders intensiv wurde der Ort offenbar in der Römerzeit genutzt.
Das Ei wurde in einer mit Wasser gefüllten Grube gefunden, aus der einst Wasser zum Brauen geschöpft wurde. Womöglich war es dort als Teil einer Opfergabe zwischen den Jahren 270 und 300 christlicher Zeitrechnung platziert worden. Weitere Eier gingen nach dem Kontakt mit der Luft zu Bruch – und verströmten einen penetrant schwefeligen Geruch, wie den Schilderungen des Ausgrabungsteams zu entnehmen ist.
Kürzlich durchleuchtete man das intakte Ei mittels Computertomografie. Um festzustellen, wie man es am besten lagern könnte. Was sich auf den CT-Scans zeigte, verblüffte: Zum Vorschein kamen Farbmuster, die auf vorhandenes Eiweiß, intakten Dotter und Luftblase schließen lassen.
"Das Ei hat riesiges Forschungspotenzial", zeigt sich Ausgrabungsleiter Edward Biddulph gegenüber der Deutschen Presse-Agentur fasziniert. Die ursprünglich anvisierten Erkenntnisse zur bestmöglichen Lagerung seien weit übertroffen worden: So könne man mit dem Ei etwa mehr über die Haltung und Nutzung von Hühnern und Vögeln in römischer Zeit erfahren.
Außer den Eiern wurde bei den Ausgrabungen zwischen 2007 und 2016 auch ein seltener Korb gefunden, in dem sich wohl auch Brot befunden haben könnte. Möglich sei, dass die Objekte im Rahmen einer Trauerprozession als Opfergabe für die Unterwelt in die Grube gelangten.
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