Dinosaurier-Ausstellung: Wie der Kopf-lose "Sepperl" nach Wien kam

Dinosaurier-Ausstellung: Wie der Kopf-lose "Sepperl" nach Wien kam
Erstmals bekommt das Naturhistorische Museum einen originalen Saurier. Man musste hart und lange dafür arbeiten, den Dino ausstellen zu können.

Versetzen wir uns für einen Augenblick 210 Millionen Jahre zurück: Die Welt damals hat ganz anders ausgesehen – alle Kontinente hatten sich zum Super-Kontinent Pangaea zusammengekuschelt. Die Schweiz lag am Ufer des riesigen Tethys-Ozean. Es war sehr heiß, 45C Jahresdurchschnittstemperatur war keine Seltenheit. "Wäre man damals von Zürich nach Wien geflogen, hätte man unten ein tropisches Inselparadies mit viel Wasser und Inseln mit weißen Kalksandstränden gesehen", erzählt der Paläontologe Mathias Harzhauser.

Ein Urlaubsidyll? Keinesfalls! Obwohl T. Rex erst 80 Millionen Jahre später die Bühne betrat, trieben sich bereits Raubsaurier herum. Für sie war ein Plateosaurier, der gerade im Schlamm versunken war und sich nicht mehr befreien konnte, ein willkommener Leckerbissen. "Diese Schweine" – Harzhauser lacht schelmisch – "haben uns wahrscheinlich den Schädel gekostet."

Wer ab Mittwoch ins Naturhistorische Museum Wien (NHM) kommt, kann "Sepperl" (so taufte die Frau des Präparators den Neuzugang) jedenfalls in einer computeranimierten Welt treffen und das neu präparierte Skelett des Plateosaurus trossingensis (siehe Geschichte unten) bewundern.

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Der neue Plateosaurier des NHM

Woher er kam

Als Katrin Vohland im vergangenen Jahr die Direktion des NHM übernahm, lagen die Knochen noch verstreut am Boden. Anfang 2019 waren sie in Sediment eingelagert an das Museum geliefert worden. Eine edle Spende des Sauriermuseums Frick.

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Die Fundstelle in der Schweiz

Dort – auf halbem Weg zwischen Basel und Zürich – liegt das Dino-Dorado Europas; "wahrscheinlich Überreste von Tausenden Individuen auf sehr engem Raum", erzählt Harzhauser. "Die Schweizer haben ein Problem: zu viele Funde. Sie können die Arbeit nicht bewältigen. Und so haben sie begonnen, besonders schöne Objekte an große Institutionen als Dauerleihgaben abzugeben."

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Selbstbaukasten Dino: Die Knochen wurden versteckt in Sediment angeliefert

Der Pferdefuß dabei: "Wir haben einen Selbstbaukasten bekommen." Anfangs war den Forschern unklar, wie viel Arbeit die im Sediment verpackten Knochen ihnen machen würden, bis man sie ausstellen konnte. Jetzt weiß Harzhauser es: An die 15.000 Arbeitsstunden stecken im Kopf-losen "Sepperl".

Wie er gestylt wurde

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Präparator Englert bei der Arbeit. Seine Frau erfand den Spitznamen "Sepperl"

"Manch ein Knochen schaute aus, als wäre der Lkw drüber gefahren." Präparator Anton Fürst zeigt die "Quetscht-Version" eines handflächengroßen Knochens, der aussortiert wurde. "In diesem Fall mussten wir einen 3-D-Druck anfertigen." Da wurde gescannt, entzerrt und dann bemalt. Wie auch dann, wenn Knochen ganz fehlten, weil sie – wie der eingangs angesprochene Schädel – von Raubsauriern verschleppt wurden.

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Da wurde gescannt ...

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... und bemalt

Woher die Forscher das wissen? Harzhauser: "Wir können zwar nicht genau sagen, wie der Saurier starb, haben aber den 17 mm großen Zahn eines Raubsauriers zwischen den Rippen gefunden, der ist ihm wohl beim Fressen des Tieres ausgefallen."

Ob sich der Raubsaurier beim Jagen und Fressen wirklich so furchterregend angehört hat, wie es uns "Jurassic Park" weismachen will, weiß bis heute übrigens niemand zu sagen. Und so könnte es gut sein, dass er zwitscherte, gackerte oder piepste, während er an "Sepperl" knabberte. Denn so viel ist klar: Dinosaurier haben als Vögel überlebt.

  • Info: "KinoSaurier. Fantasie & Forschung" im NHM: Darstellung von Sauriern in der Filmgeschichte – von ersten Modellen des 19. Jahrhunderts bis zu computeranimierten Dinos des modernen Kinos (ab 20. Okt.)

So wurde der Plateosaurier ausstellungs-fit gemacht:

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