Diese wissenschaftlichen Durchbrüche könnten die Welt besser machen

Diese wissenschaftlichen Durchbrüche könnten die Welt besser machen
Ein unglaubliches Weltraum-Teleskop, der Klimawandel und Corona, ein Schweineherz und eine neue Reis-Sorte: Diese Themen und Erkenntnisse waren 2022 wichtig.

Reis anzubauen ist ein Knochenjob: Vornüber gebückt drücken Reisbauern wochenlang Setzling für Setzling in den Schlamm. Und im nächsten Jahr wiederholt sich die Plagerei. Kein Wunder, dass Biologen seit Jahren an einer mehrjährigen Variation forschen. Anfang 2018 war es dann so weit: Südchinesische Bauern bekamen „Perennial Rice 23“ (mehrjähriger Reis 23) zu Testzwecken. Entwickelt hatte die Kreuzung aus asiatischem Reis und afrikanischem Wildreis der chinesische Genetiker und Agronom Fengyi Hu. Erste Erfahrungsberichte zeigten, dass PR23 nur alle vier Jahre neu gepflanzt werden muss, aber ebenso hohe Erträge bringt wie einjähriger Reis. Das spart viel Handarbeit und Dünger.

Diese wissenschaftlichen Durchbrüche könnten die Welt besser machen

Jahr für Jahr ein Knochenjob: der Reis-Anbau

Im November publizierte das US-Wissenschaftsmagazin Science die entsprechende Studie und manch einer meint sogar, dass Fengyi Hu damit die Lösung für den Welthunger in der Hand habe. Wenig verwunderlich wurde die Züchtung des mehrjährigen Reis jetzt unter die Durchbrüche des Jahres 2022 in der Wissenschaft gewählt.

Ziemlich blöd

Der Erfolg des Genetikers führt auch die Meinung vieler Österreicher, dass Wissenschaft in ihrem Leben nicht wichtig sei, ad absurdum. (Anmerkung: Im Eurobarometer, einer EU-weiten Umfrage zu verschiedenen Themen, fielen die heimischen Bürger durch besondere Wissenschaftsskepsis auf.) Die heuer von den beiden wichtigsten Wissenschaftsmagazinen ausgezeichneten Leistungen lesen sich jedenfalls wie ein Querschnitt durch all das, was uns 2022 beschäftigen hat:

Da ist zum einen die Verabschiedung eines bahnbrechenden Klimagesetzes (Science), zum anderen der chinesische Forscher Yunlong Cao, der entscheidend dabei geholfen habe, die Veränderungen des Erregers SARS-CoV-2 besser zu verstehen (Nature). Weiters auf der Nature-Top-Ten-Liste: Die Wissenschafterin Lisa McCorkell, die selbst an Long Covid leidet und die Erforschung dieses Zustandes vorangetrieben hat; Dimie Ogoina von der Niger Delta University in Nigeria, die wichtige Informationen lieferte, mit denen dem Mpox-Ausbruch (Affenpocken) entgegengewirkt werden konnte; und der Chirurg Muhammad Mohiuddin, der mit seinem Team ein genetisch verändertes Schweineherz einem Menschen eingepflanzt hatte. Science würdigt außerdem die Identifizierung des Virus, das Multiple Sklerose verursachen könnte, und Fortschritte bei einem RSV-Impfstoff.

Bei jeder der wissenschaftlichen Erkenntnisse verbietet sich die Frage nach dem unmittelbaren Nutzen für den Einzelnen.

And the Winner is: James Webb

Ein wenig anders verhält es sich da schon beim absoluten Favoriten auf den Titel Wissenschaftsdurchbruch 2022. Hier sind sich Science und Nature nämlich einig: Das James-Webb-Teleskop soll es sein.

Das James Webb Teleskop fand in einer jungen Galaxie eine große Menge Kohlenstoff.

Unser Auge in fremde Welten: das James-Webb-Teleskop

Bereits wenige Tage nach der Inbetriebnahme Ende Juni 2022 entdeckten die Forscher so Tausende neue Galaxien, die weiter entfernt und älter sind als alle bisher dokumentierten. Einige davon sind vielleicht mehr als 150 Millionen Jahre älter als die ältesten von Hubble identifizierten. Darüber hinaus ist das Teleskop in der Lage, genügend Licht von astronomischen Objekten – von gebärenden Sternen bis hin zu Exoplaneten – zu sammeln, um zu erkennen, woraus sie bestehen und wie sie sich durch den Weltraum bewegen.

Diese wissenschaftlichen Durchbrüche könnten die Welt besser machen

Einfach nur schön, die Bilder des James-Webb-Teleskop

Diese Daten enthüllen die atmosphärische Zusammensetzung von Planeten, die Hunderte von Lichtjahren von der Erde entfernt sind, in allen Einzelheiten und geben Hinweise darauf, ob sie möglicherweise Leben, wie wir es kennen, beherbergen können.

Sinn und Zweck? Kein unmittelbarer. Doch wer fragt bei einer Fußball-WM oder beim Neujahrskonzert danach?

Spaß an der Freude

Wer sich aber für Wissenszuwachs erwärmen kann, wird seine helle Freude an den weiteren Durchbrüchen 2022 haben: die Entdeckung einer riesigen Mikrobe, die fast 5.000-mal größer ist als viele andere Bakterienzellen; neue Erkenntnisse darüber, wie der Schwarze Tod die Gene der Europäer veränderte oder ein uraltes Ökosystem, das aus zwei Millionen Jahre alter Umwelt-DNA rekonstruiert wurde, die im grönländischen Permafrostboden konserviert wurde.

Und wer weiß, wofür das Wissen einmal gut ist? Das nennt sich Grundlagenforschung.

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