Die Wiege der Malerei steht in Sulawesi

Die Wiege der Malerei steht in Sulawesi
45.500 Jahre alt und ein Pustelschwein: In Indonesien haben Forscher die älteste gegenständliche Höhlenkunst entdeckt.

Das Karstgebiet im Südwesten von Sulawesi scheint ein guter Boden für Maler zu sein: Schon bisher gab es dort die ältesten bekannten Höhlenmalerei weltweit - mindestens 43.900 Jahre sollen die Tierabbildungen sein, die Adam Brumm von der australischen Griffith University in Brisbane dort entdeckt hatte, wie er Ende 2019 im Fachblatt Nature berichtete.

Jetzt legt er eins drauf: Er hat noch frühere Werke endeckt. Das älteste der aus zwei Höhlen auf der Insel Sulawesi stammenden Gemälde zeigt wohl ein Pustelschwein und ist mindestens 45.500 Jahre alt, schreibt er im Fachblatt Science Advances.

Die Forscher gehen davon aus, dass die Bilder vom modernen Menschen (Homo sapiens) stammen.

Älter als europäische Höhlenmalereien

Das älteste der nun vorgestellten Bilder ist ungewöhnlich gut erhalten: Es wurde mit dunkelrotem Ocker gemalt und zeigt auf einer Fläche von 136 auf 54 Zentimetern vermutlich ein Sulawesi-Pustelschwein (Sus celebensis). Wie für die frühe indonesische Felskunst typisch, sind die Tiere von der Seite zu sehen. „Die Umrisse sind typischerweise mit unregelmäßigen Mustern aus gemalten Linien und Tupfen ausgefüllt und zeigen keine erkennbaren anatomischen Details“, erklären die Forscher. Diese Schweineart ist übrigens bis heute auf der Insel heimisch.

Interessant auch: Die Schweine sind in dem Felsbild so angeordnet, dass sie sich gegenüberzustehen scheinen. „Das Arrangement der Figuren spricht unserer Ansicht nach für eine erzählerische Komposition“, erklären Brumm und sein Team. „Wir vermuten, dass dieses Felsbild eine soziale Interaktion zwischen drei, möglicherweise auch vier dieser Wildschweine portraitiert.“

Daneben sind noch drei weitere Zeichnungen solcher Tiere, aber in wesentlich schlechterem Zustand, erhalten. Zudem enthält die Wand Handnegative - also Abdrücke von Händen, über die Ockerfarbe gesprüht wurde. Die gesamte Szene ist mehr als vier Meter breit.

Weitere Ockergemälde von Schweinen sowie Handnegative fand das Team in der rund zehn Kilometer entfernten Höhle Lean Balangajia 1. Sie wurden auf ein Alter von mindestens 32.000 Jahren datiert. Zum Vergleich: Die älteste figürliche Malerei in Europa stammt aus der nordspanischen Höhle El Castillo und ist etwa 40.000 Jahre alt.

Alter mit Hightech bestimmt

Das Mindestalter der Bilder bestimmte das Team mit der sogenannten Uran-Thorium-Datierung. Dabei wird bei Ablagerungen auf dem Bild der radioaktive Zerfall von Uran-Isotopen zu Thorium bestimmt.

Wegen der ausgeprägten Gesichtswarzen der Tiere auf den Bildern gehen die Forscher davon aus, dass die Szenen in beiden Höhlen männliche Pustelschweine zeigen. Die Forscher schreiben, in dem Karstgebiet seien bisher etwa 300 Höhlen und Felsüberhänge mit Wandbildern entdeckt worden.

Funde auf Sulawesi zeigen, dass die Insel schon vor weit über 100.000 Jahren von Homininen bewohnt war - möglicherweise Nachfahren des Homo erectus, der Afrika schon lange vor der Entstehung des modernen Menschen verließ.

Dass die Kunstwerke so lange unentdeckt blieben ist der Tatsache geschuldet, dass die Höhle sich in einem abgelegenen Tal befinden, das von steilen Kalksteinfelsen umgeben ist, etwa eine Stunde zu Fuss entfernt von der nächsten Strasse. Die Höhle ist nur während der Trockenzeit zugänglich.

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