Der Mann, der die Wiege des Neandertalers in die Levante verlegte

Der Mann, der die Wiege des Neandertalers in die Levante verlegte
Der Virtuelle Anthropologe Gerhard Weber hat es mit einem spektakulären Neandertaler-Fund auf das Cover von „Science“ geschafft.

Februar im Jahr 2000: Mit Notebook und Packerlsuppen, Küchen- und Klozelt, Hightech- und Camping-Ausrüstung sind Anthropologen aus Österreich in die äthiopische Awash-Wüste östlich der Hauptstadt Addis Abeba ausgerückt. In jenes Gebiet, in dem 1974 der berühmteste Vorfahre des Menschen, Lucy, entdeckt wurde: Das sogenannte Afar-Dreieck zählt zu den Hotspots der Anthropologen. Dementsprechend begehrt sind die Grabungslizenzen. Damals war es also eine Sensation, dass das kleine Österreich eine ergatterte. Die Expedition: Ein Traum für jeden Forschenden, so auch für den jungen Anthropologen Gerhard Weber.

Ausgedient

Schon damals war er derjenige, der mit einem dicken Computer anrückte und abends alle Daten und Funde eingab. Längst hatte er erkannt, dass mit Computern auch in seinem Fach ein ganz neues Herangehen möglich wird. „Lustige Instrumente wie Tasterzirkel“, sagt Weber heute, Knochenkleber und Plastilin würden bald ausgedient haben und durch Scans ersetzt werden. Er setzte auf Virtuelle Anthropologie, als es sie noch gar nicht wirklich gab.

Der junge Wissenschafter organisierte sich also den leistungsfähigsten Computer, der damals – „so um 1995 herum“ – aufzutreiben war. „Ich hatte denselben wie die Jungs in Hollywood, um ‚Jurassic Park’ zu rechnen“, erzählt er und lacht. Passt irgendwie: Fossile Knochen vermessen, zusammensetzen, zurechtbiegen und ergänzen, frühe Menschenarten rekonstruieren – in 3D, das war seins.

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