Dem Meer gehen die beliebten Fischsorten aus
Ob Kabeljau, Hering, Seelachs oder Wolfsbarsch, Krebs- und Oktopusarten: Der Bestand beliebter Speisefische gehen weltweit zurück.
Woher man das weiß? Mit einer neu entwickelten Methode ist es Forschern in Kiel erstmals gelungen, die Größe der Populationen wichtiger Speisefische und anderer kommerziell genutzter Arten im Meer anzuschätzen.
Die Studie des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel weist weltweit deutliche Rückgänge in den vergangenen 60 Jahren nach und ist in der Fachzeitschrift Estuarine, Coastal and Shelf Science erschienen.
„Dies ist die erste globale Studie über langfristige Trends in der Populationsbiomasse befischter Meeresorganismen inklusive wirbelloser Tiere für alle Küstengebiete der Erde“, sagt die Hauptautorin der Untersuchnung, Maria 'Deng' Palomares. Co-Autor Rainer Froese ergänzt: „Die Biomasse der meisten Arten liegt gegenwärtig weit unter dem Niveau, das optimale Fänge ermöglicht.“ Biomasse bedeutet in diesem Zusammenhang das Gewicht der Fische und wirbellosen Meerestiere einer bestimmten Population, die sich noch im Wasser befinden und die mit üblichen Gerätschaften gefangen werden können.
Nicht nachhaltig
Von den in dieser Studie analysierten Populationen liegen 82 Prozent unterhalb des Niveaus, das maximale nachhaltige Erträge hervorbringen kann. „Das liegt daran, dass mehr Tiere gefangen werden als nachwachsen können. Infolgedessen fangen die Fischer im Laufe der Zeit immer weniger, auch wenn sie länger und härter fischen“, erklärt Froese.
Computer half
Das internationale Team nutzte für die Studie eine neue, computerbasierte Methode zur Bestandsabschätzung, die am GEOMAR entwickelt wurde und die Anfang 2020 mit dem Ocean Award für die einflussreichste Wissenschaft zur Erhaltung der Ozeane ausgezeichnet wurde. Sie ermöglicht erstmals Aussagen über Bestände, für die nur wenige Daten vorliegen.
Wo es mehr werden
Die Studie zeigt nur vereinzelt Ausnahmen von dem allgemeinen rückläufigen Trend. So nahm die Populationsbiomasse in der subpolaren Zone des nördlichen Pazifik um etwa 800 Prozent zu, in der gemäßigten Zone um etwa 150 Prozent. „Hier spielt die globale Erwärmung eine Rolle, die das Verbreitungsgebiet mehrerer kommerziell wichtiger Arten in die Polarmeere ausdehnt“, sagt Froese.
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