Das Klima in den Alpen war im vergangenen Winter deutlich zu mild

2022 gab es bei Österreichs Gletschern eine Rekordschmelze.
Anfänglich auch zu trocken. Nur der April war im Alpenraum kühler als im Mittel und brachte Schnee.

Bereits zum zweiten Mal haben die Wetterdienste aus Österreich, Deutschland und der Schweiz ihren Bericht zum Alpenklima in den drei Ländern verfasst, der nun eine traurige Bilanz zieht. Das Winterhalbjahr 2022/23 im Alpenraum war überdurchschnittlich warm und trocken. Lange Zeit gab es auch sehr wenig Schnee. Erst im März und April erholte sich die Schneedecke, besonders nördlich des Alpenhauptkamms, berichteten GeoSphere Austria, der Deutsche Wetterdienst und MeteoSchweiz.

Die drei Wetterdienste starteten im Herbst 2022 eine neue gemeinsame Berichtsreihe zum aktuellen Klima in der Alpenregion und der Einordnung in die langjährige Entwicklung. Das Bulletin erscheint zwei Mal pro Jahr, mit einer Ausgabe für das Sommerhalbjahr und einer für das Winterhalbjahr. Jetzt ist die zweite Ausgabe erschienen, mit einer Bilanz des Winterhalbjahres 2022/23.

Die Wintermonate von November 2022 bis April 2023 verliefen im gesamten Alpenraum von Österreich, Deutschland und der Schweiz deutlich zu mild. Fast alle Monate brachten überdurchschnittliche hohe Temperaturen, nur der April war im Alpenraum kühler als im Mittel im Vergleich mit der Klimaperiode 1991 bis 2020. Von Ende Dezember bis Anfang Jänner gab es sogar verbreitet frühlingshafte Temperaturen und Rekorde. "In Österreich wurden am Neujahrstag an 22 Wetterstationen neue Temperaturrekorde für Jänner aufgestellt. Darunter waren auch viele Orte mit einer langen Messreihe, wie Puchberg am Schneeberg, Schröcken, Langen am Arlberg und die Schmittenhöhe. In Puchberg am Schneeberg wurden am 1. Jänner 2023 19,7 Grad gemessen", resümierte Klimatologe Alexander Orlik, der seitens der Geosphere Austria den Alpenklima-Bericht koordiniert.

Auch die Schweiz und Deutschland erlebten zum Jahreswechsel frühlingshafte Temperaturen und einige neue Dezember- und Jänner-Rekorde. Zum Beispiel wurde am Hohenpeißenberg (Deutschland, 977 Meter Seehöhe) am 31. Dezember 2022 mit 18,6 Grad die höchste Temperatur für den Zeitraum Mitte Dezember bis Mitte Jänner seit Messbeginn 1878 registriert.

Durch Föhn blieb es außerdem in einigen Regionen auch in den Nächten extrem mild. Vaduz (Lichtenstein) verzeichnete Anfang Jänner 2023 eine Tagesmitteltemperatur (Mittelwert von Tages- und Nachttemperatur) von 17,4 Grad, das ist zwei Grad über dem bisherigen Jänner-Rekord im Jahr 1975. Eine Tagesmitteltemperatur um 17 Grad ist in Vaduz eigentlich typisch für den August.

Neben den warmen Temperaturen war der Winter auch äußerst trocken. Insgesamt betrachtet fiel in den Alpen fast überall deutlich weniger Schnee als im Durchschnitt der letzten beiden Klimaperioden (1961-1990 und 1991-2020). Nur die Schneemenge auf der Villacher Alpe in Kärnten (Österreich) war im vergangenen Winterhalbjahr überdurchschnittlich.

In den Schweizer Südalpen fällt über einen gesamten Winter generell weniger Schnee als in den nördlichen Alpen. In diesem Winterhalbjahr lag an der Wetterstation Airolo (1.139 Meter Seehöhe) jedoch besonders wenig Schnee: Hier gab es 80 Prozent weniger Schnee als in einem durchschnittlichen Winterhalbjahr.

Für den Wasserhaushalt und für die Gletscher ist auch die Schneedecke am Ende des Winters relevant. Nur durch die starken Schneefälle im März und April 2023 erreichten die Schneehöhen in den hochalpinen Lagen noch weitgehend für die Jahreszeit typische Werte.

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