Brasilien: Zeitweise mehr Regenwald umgenutzt als abgeholzt
Im brasilianischen Amazonas-Regenwald sind von 1992 bis 2014 mehr Flächen umgenutzt als abgeholzt worden. In dem Zeitraum sei allein durch diese Umnutzung - etwa das Schlagen einzelner Baumarten oder das Abbrennen von Vegetation unter dem Blätterdach - eine Fläche von fast der Größe Deutschlands verloren worden, schreiben Forscher um Eraldo Matricardi von der Universität Brasília im Magazin Science. Während Abholzung die vollständige Umwandlung des Regenwalds in einen anderen Landtyp - vor allem Weideland - meint, passiert Umnutzung innerhalb der Wälder unter dem kompakten Blätterdach und ist charakterisiert durch den Verlust von Biomasse. Der Studie zufolge betrug die umgenutzte Fläche zwischen 1992 und 2014 mehr als 337.000 Quadratkilometer. Abgeholzt wurden in dieser Zeit demnach mehr als 308.000 Quadratkilometer Regenwald. Zum Vergleich: Deutschland hat eine Fläche von gut 357.000 Quadratkilometern.
Generell ist eine Umnutzung schwerer zu erfassen als Abholzung, denn etwa das Abbrennen niedriger Vegetation oder das Abholzen bestimmter Arten sind unter einem Blätterdach kaum zu erkennen. Die Forscher hatten nun gezielt Satellitenbilder des Amazonas-Gebiets in Brasilien ausgewertet. Sowohl die umgenutzten als auch die abgeholzten Areale ziehen sich vor allem entlang des sogenannten Entwaldungsbogens im Osten und Süden des Amazonas-Gebietes. Dort ist auch der Druck der Agrarwirtschaft besonders stark.
Interessant ist die zeitliche Entwicklung: Nachdem die Abholzung in Amazonien 2003/2004 mit rund 29.000 Quadratkilometern in zwölf Monaten einen Höhepunkt erreicht hatte, trugen internationale Aufmerksamkeit und politische Maßnahmen zu einem deutlichen Rückgang bei. Bis 2014, dem letzten Jahr der Studie, sank die abgeholzte Fläche auf etwa 6.000 Quadratkilometer pro Jahr. Bis zu jenem Jahr war die Umnutzung von Regenwald wesentlich ausgeprägter.
Diese Umnutzung sei eine - im Vergleich zur Abholzung - oft übersehene, dauerhafte Schädigung des Regenwalds, betonen die Autoren. Sie trage ebenfalls unter anderem zum Klimawandel und zum Artensterben bei.
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