KI erobert die Medizin: Künstlicher Partner für Brainstormings

Sie identifizieren Tumore, unterstützen bei Diabetes oder administrativen Tätigkeiten im Krankenhausalltag: AI-gestützte Systeme sind in der Medizin angekommen.
Anderer Ansatz
Auch Sprachmodelle wie ChatGPT haben sich in einigen Bereichen als nützlich erwiesen. Ein Forschungsteam des Instituts für Artificial Intelligence der MedUni Wien und des CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin hat gezeigt, dass sich diese als Simulator für biologische Systeme einsetzen lassen. „Damit AI-Systeme erkennen, ob Patient*innen Krebs haben, müssen sie an vielen Daten trainiert werden, etwa auf Blutanalysen und Röntgenaufnahmen für tausende vergleichbare Patient*innen“, erklärt Univ.-Prof. Christoph Bock, Leiter des Instituts für Artificial Intelligence. „In dieser Studie haben wir stattdessen mit generativer AI gearbeitet, die vorher nicht wissen muss, worum es geht, sondern sich quasi untrainiert auf neue Fragen einlässt.“

Univ.-Prof. Christoph Bock, MedUni Wien
Brainstorming-Partner
Vergleichen lässt sich die Herangehensweise mit der in der medizinischen Ausbildung üblichen Abhandlung fiktiver Fälle. „Es geht um Was-wäre-wenn-Fragen“, so Bock. „Man nimmt als Beispiel einen Patienten mit einer bestimmten diagnostizierten Krebsart und Genmutation und erörtert die biologischen Prozesse, die der Erkrankung wahrscheinlich zugrunde liegen und relevant für eine Therapieempfehlung sind.“ Bisher konnten große Sprachmodelle solche komplexen Szenarien kaum lösen. Daher konfigurierte das Forschungsteam GPT-4 mit strukturierten Eingaben und gezielten Anweisungen, wodurch das Modell diese detailliert mit Text simuliert. „Für klinische Diagnosen ist es aktuell nicht geeignet“, fasst Christoph Bock zusammen. „Aber es ist ein wertvoller Brainstorming-Partner – ein Spezialist mit einer komplementären Expertise, der sich durchaus kreativ in unsere Forschungstätigkeit einbringt.“

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