Wie viele unter Tabletteneinfluss mit dem Auto fahren
Medikamente - insbesondere auch Erkältungs- und Grippemittel - können die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen. Eine Dunkelzifferstudie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) ergab nun, dass sich elf Prozent der Befragten im vergangenen Jahr nach Medikamenteneinnahme ans Steuer gesetzt haben, obwohl sie nicht sicher waren, ob sie verkehrstüchtig sind.
Hochgerechnet auf 4,8 Millionen Lenker in Österreich haben damit 521.000 Personen nach Arzneimittelkonsum ein Fahrzeug gelenkt. Das Ifes-Institut hat im Auftrag des KFV im Oktober 1.011 Autofahrer zwischen 17 und 65 Jahren befragt. Egal ob verschreibungspflichtig oder rezeptfrei, viele Medikamente beeinträchtigen die Fahrtüchtigkeit und haben damit Auswirkungen auf die Fahrsicherheit. Expertenschätzungen gehen davon aus, dass 20 bis 30 Prozent aller in Österreich zugelassenen Medikamente Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit haben, informierte das KFV. Darunter befinden sich sowohl rezeptpflichtige als auch rezeptfreie Präparate.
Gefährliche Folgen
"Fahruntüchtigkeit kann typischerweise durch die dämpfenden Wirkungen von Medikamenten auf das zentrale Nervensystem verursacht werden. Dies kann sich z. B. in zu geringerer Aufmerksamkeit, vermindertem Reaktionsvermögen oder Müdigkeit äußern. Manche Medikamente beeinflussen das Urteilsvermögen und die Selbsteinschätzung, sie können zu Fehleinschätzungen von Gefahrensituationen führen", erklärte KFV-Direktor Othmar Thann.
Abgefragt wurden Medikamente wie Grippemittel, Schmerzmittel, Antidepressiva oder Schlaf- sowie Beruhigungsmittel. Dabei gaben zwölf Prozent der Frauen und zehn Prozent der Männer an, in den vergangenen zwölf Monaten ein Fahrzeug gelenkt zu haben, obwohl sie nach dem Konsumentenkonsum nicht sicher waren, ob sie überhaupt verkehrstüchtig sind. Laut KFV sind acht bis 25 Prozent aller Verkehrsunfälle direkt oder indirekt auf Medikamenteneinnahme zurückzuführen. "Dies würde bedeuten, dass pro Jahr etwa 3.000 bis 9.000 aller Verkehrsunfälle auf Österreichs Straßen auf direkten oder indirekten Medikamentenkonsum zurückzuführen sind", resümierte Thann.
Die Umfrage ergab auch, dass lediglich einem Viertel der Österreicher das auf der Medikamentenschachtel oder Beipackzettel aufgedruckte Warndreieck mit Rufzeichen bekannt ist, das vor möglichen Beeinträchtigungen von Reaktionsfähigkeit und Verkehrstüchtigkeit warnt. 23 Prozent der Befragten gaben an, den Beipacktext selten bzw. nie bewusst zu lesen.
Hangover-Effekt
Besonders kritisch sind die Auswirkungen von Medikamenten mit einer mehrstündigen Wirkdauer auf die Fahrtauglichkeit. Dazu zählen vor allem Schlaf- und Beruhigungsmittel. Tückisch ist hier laut KFV der sogenannte Hangover-Effekt: Manche Präparate haben noch 16 Stunden nach der Einnahme eine Wirkung, die 0,5 bis 0,8 Promille Blutalkohol entspricht. In der Dunkelzifferstudie des KFV gaben 73 Prozent der Autofahrer an, dass sie sich bereits innerhalb von acht Stunden nach der Einnahme eines Medikaments ans Steuer setzen würden, 29 Prozent würden sogar unmittelbar danach ein Fahrzeug lenken.
Der KFV-Direktor appellierte an die Eigenverantwortung der Lenker. "Achten Sie auf den Gefahrenhinweis auf den Medikamentenpackungen und beachten Sie, dass Nebenwirkungen länger anhalten können. Jeder Autofahrer ist selber verantwortlich zu entscheiden ob er fahrtauglich ist", betonte Thann.
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