Wie Ochs, Esel, Schafe und Kamel in die Weihnachtskrippe kamen

Eine Holzschnitzerei zeigt Josef, Maria und das Jesuskind schlafend im Stall.
Ochs, Esel, Schafe und Kamel gesellten sich erst mit der Zeit zur Heiligen Familie. Welche Bedeutung ihnen zugeschrieben wird.

Keine Frage, alles dreht sich um das Baby: Das Christkind liegt mitten in der Krippe im Heu. Maria kniet zu seiner Rechten, der Ochse wacht hinter ihr, die Hirten inklusive Schafe posieren vor der Mutter Gottes. Rechts – vom Betrachter aus gesehen – steht Josef. Auf seiner Seite beziehen auch Esel und die drei Magier im Anmarsch Stellung. Der Platz hinter dem kleinen Jesus bleibt frei.

Seit dem Mittelalter gibt es eine fixe Anordnung für die Heilige Familie, ihre Besucher und die tierischen Begleiter. Dabei kamen die vierbeinigen Figuren in der biblischen Weihnachtsgeschichte zunächst gar nicht vor. Sie gesellten sich erst mit der Zeit unter den Stern von Bethlehem.

„Das Faszinierende an der Krippe ist, dass der Volksglaube viel realistischer in Bezug auf die Tiere war als die frühe Kirche“, sagt Univ.-Prof. Michael Rosenberger. Der Vorstand des Instituts für Moraltheologie der Katholischen Privatuniversität Linz verweist auf die lange Tradition der Bibelinterpretation, den Menschen als die Krönung der Schöpfung zu sehen. Nur er könnte Gut und Böse beurteilen und vernunftbegabt in den Himmel kommen. 

Ochs und Esel, die im Buch Jesaja als sehr verständige Tiere erwähnt werden und im Christentum bald den Weg in den Stall fanden, sollten symbolisch gedeutet werden. Das Rind stand für die Juden, der graue Lastenträger für die Heiden, die sich zum Christentum bekehrten.

„Die Gläubigen hat das nicht überzeugt. Sie sahen weiter die echten Tiere. Christus ist für alle Geschöpfe da, erhellt ihr Leben und schenkt Zuwendung“, bevorzugt auch Rosenberger die bodenständige Sicht.

Tatsächlich zeigten sich die beiden Nutztiere bereits in den ersten künstlerischen Darstellungen der Geburt Jesu – in den Katakomben von Rom. Die katholischen Theologen Claudia und Simone Paganini erwähnen in ihrem Buch „Die Biester der Bibel“ (lesen Sie mehr darüber hier) außerdem den Sarkophag eines Soldaten aus dem 4. Jahrhundert, auf dem Maria und Josef gänzlich durch die weisen Vierbeiner ersetzt wurden. Die unverzichtbaren Helfer in der Landwirtschaft und beim Transport genossen um das Jahr Null hohes Ansehen. 

Allein Ochsen gab es damals in dieser Region nicht; das jüdische Gesetz verbot das Abschneiden von Tierhoden, zitiert das Autoren-Ehepaar Levitikus, Kapitel 22. Und arme Zimmerleute wie Josef konnten sich Esel nicht leisten.

Ungeachtet der historischen Quellen schafften es neben Ochs und Esel auch Schafe in die Weihnachtskrippen. „Es steht nirgends ausdrücklich, dass die Hirten ihre Schafe mitgenommen haben“, sagt Umwelt- und Tierethiker Rosenberger. 

Überliefert ist aber, dass die Hüter die ersten waren, denen der Engel die frohe Botschaft überbrachte. Die „unterste Schicht der Gesellschaft“ eilte zum Kind, das in Windeln gewickelt in der Futterkrippe lag. Nachdem sie sich in Bethlehem mit eigenen Augen überzeugt hatten, „was dort geschehen ist und was der Herr verkünden ließ“, kehrten sie laut Lukas 2:8–20 zu ihren Herden zurück.

„Die Kamele sind ein Symbol für den Reichtum an Schöpfungsgaben“, schwenkt Rosenberger zu den Besuchern aus dem Morgenland. Biblisch belegt sind die Reit- bzw. Lastentiere nicht. Doch die Sterndeuter sollten ihren weiten Weg ins gelobte Land nicht zu Fuß zurücklegen und ihre Geschenke nicht tragen müssen. 

Elefanten wurden den heidnischen Pilgern eines Tages angedichtet, um auch Afrika in die Vision des Weltfriedens einzubeziehen.

Franz von Assisi, der die Weihnachtsgeschichte 1223 in den Bergen Umbriens lebendig erzählen wollte, brachte schließlich lautstarke Tiere zur Krippe. Ochs und Esel stimmten in der Höhle in den Jubelgesang ein. 

„Es ist schön, dass wir die Tiere heute wörtlich nehmen“, sagt Rosenberger. Rund 2000 Jahre nach Christi Geburt, bei der wohl kein Muhen, Rufen und Blöken zu hören waren, betonte Papst Franziskus in seiner Umwelt-Enzyklika „Laudato si‘“, dass alle Tiere von Gott geliebte und zu schützende Teile der Schöpfung und somit der Hoffnung auf eine erlöste Welt sind.

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