Wie eine 15-Jährige über Essstörungen denkt

Jedes dritte Mädchen hat ein erhöhtes Risiko für Essstörungen
Schülerin Noreen Mihatsch schreibt, was das Risiko für Jugendliche erhöht und welche Schutzfaktoren helfen.

Jedes dritte Mädchen und jeder siebente Bursch in Österreich hat ein erhöhtes Risiko an einer Essstörung zu erkranken, ergab vor einigen Tagen eine neue Studie - der KURIER berichtete. Die 15-jährige Noreen Mihatsch aus dem BG / BRG Berndorf, NÖ, schreibt aus ihrer Sicht, was das Risiko für Jugendliche erhöht - und welche Schutzfaktoren es gibt.

Wie eine 15-Jährige über Essstörungen denkt
Noreen Mihatsch, Wien am 15.02.2016

Mir geht es wie vielen anderen Mädchen. Große, schlanke junge Frauen lassen mich über den eigenen Körper nachdenken, weil ich selbst nicht ganz dem vermeintlichen „Ideal“ entspreche. Klischees, wie etwa jenes, dass Schönheit mit Körpergröße und Gewicht zusammenhängt etc., gibt es heutzutage viele. Und sie beeinflussen nicht nur mein Leben, sondern auch das mancher anderer Jugendlichen.

Ich fühle mich glücklich

Wenn ich Werbespots im Fernsehen sehe, bei denen das weibliche Schönheitsideal sofort in die Augen sticht, überlege ich schon auch manchmal, ob ich nicht abnehmen möchte. Obwohl ich absolut nicht übergewichtig bin. Doch der Gedanke geht bei mir schnell wieder vorbei, da ich mich glücklich fühle so wie ich bin.

Allerdings versuchen einige Mädchen, mit Hilfe von Diäten ihr Idealgewicht zu erreichen. Manchmal können sie damit nicht mehr aufhören. Andere dagegen vergleichen sich mit Musterbeispielen aus Zeitschriften und wollen bewusst magersüchtig werden, um schnellstmöglich Gewicht zu verlieren.

Die Ursachen

Nicht nur Werbung oder Castingshows im Fernsehen können die Ursache für Magersucht sein. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich sowohl Probleme innerhalb der Familie, in der Schule oder auch der Mangel an Selbstbewusstsein negativ aufs Essverhalten auswirken können - oft sogar ohne konkreten Wunsch von Gewichtsabnahme. Man verliert nur die Lust am Essen. Man fällt in eine unbewusste Sucht, Gewicht zu reduzieren. Jedes Kilo weniger bedeutet einen Schritt näher zum Erfolg. Über diesen Drang wird nicht einmal mit der besten Freundin gesprochen.

Ständige Angst

Abgesehen von den gesundheitlichen Problemen, die bei einer solchen Sucht auftreten können: die Betroffenen sind auch nicht wirklich glücklich. Sie leben in der ständigen Angst, dass sie wieder zunehmen könnten.

Wenn ich nicht gut drauf bin, habe ich auch keinen Hunger – das heißt aber nicht, dass ich an einer Essstörung leide. Anorexie zu haben heißt für mich, dass ich auf Essen verzichte, obwohl ich Hunger habe und sich meine Gedanken nur um den perfekten Körper drehen.

Ich bin glücklich mit mir und mit dem, was ich esse – in solchen Fällen ist es wichtig, immer ein positives Bild von sich vor Augen zu haben. Ein Bild das sich nicht nur aus Körpergewicht und Größe definiert, sondern auch aus anderen Kriterien wie dem Charakter, persönlichen Vorlieben, Hobbys, etc.

Selbstbewusstsein entwickeln

Manche in meinem Alter können sich nicht alleine heilen, da es sehr schwer ist, bei einer Essstörung wieder sein Normalgewicht zu erreichen. Sie müssen sogar in ein Krankenhaus. Der Genesungsprozess dauert oft sehr lange und kann auch in Extremfällen mit dem Tod enden.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Familie und Freunde eine große Hilfe sein können – man muss sie nur an sich ranlassen und das nötige Selbstbewusstsein entwickeln, um sich so zu akzeptieren, wie man ist. Dann ist es egal, welche diversen Schönheitsklischees von außen auf einen einwirken.

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