Weltspatzentag: Was den Vögeln zu schaffen macht

In Österreich sind Feldsperlinge (Bild) und Haussperlinge heimisch.
Sperlinge brüten auf allen Kontinenten. Doch ihre Bestände sind dezimiert. Es fehlt ihnen in vielen Regionen an Nahrung.

Vor mehr als 10.000 Jahren haben sich die Körnerfresser den Ackerbauern angeschlossen – sind vom Nahen Osten aus nach Europa gezogen, dann in die Neue Welt geflogen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts brüten sie auf jedem Kontinent. Auch wenn ihr Bestand in jüngerer Vergangenheit drastisch zurück gegangen ist, zählen die Sperlinge immer noch zu den am weitesten verbreiteten Vogelarten rund um den Globus.

Weltspatzentag: Was den Vögeln zu schaffen macht

Am 20. März kommt der kleine Piepmatz – 10 bis 20 cm von Schnabel bis Schwanz – groß heraus: Es ist Weltspatzentag. Auf internationale Initiative wird seit 2010 das „Bewusstsein für die Hausspatzen und andere Vögel sowie die Bedrohung ihrer Populationen“ mit dem World Sparrow Day erhöht.

Nummer 1

„In Österreich sind Haus- und Feldsperling heimisch“, sagt Eva Karner-Ranner von Birdlife Österreich. Die Haussperlinge, die einst als Schädlinge gejagt wurden, landeten bei der jüngsten Wintervogelzählung zwischen Boden- und Neusiedler See auf Platz eins. Erstmals. Vor Kohlmeise und Feldsperling. „In Europa hat der Bestand zwischen 1980 und 2000 um 40 Prozent abgenommen, seither sind die Zahlen stabil“, sagt die Ornithologin.

Weltspatzentag: Was den Vögeln zu schaffen macht

Spatzen zählen zu den "Gewinnern".

Der Wandel in der Landwirtschaft, effiziente Erntemethoden, Versiegelung von Grünflächen und allzu gepflegte Gärten haben das Nahrungsangebot für die etwa 30 Gramm schweren Leichtgewichte reduziert. Französische Wissenschafter wiesen 2017 nach, dass Großstadt-Spatzen schmächtiger sind als gleichaltrige Artgenossen vom Land. Zudem ist das Federkleid der Städter weniger dicht.

„Wichtig ist das ausreichende Angebot an Sämereien, Jungtiere brauchen auch Insekten“, sagt Karner-Ranner. Die Expertin rät im Sinn des Vogelschutzes zum naturnahen Garten. Wildkräuter wie Gänsefußgewächse, Wegerich und Hundskamille bereichern den Speiseplan der monogamen Paare.

Weltspatzentag: Was den Vögeln zu schaffen macht

Grünflächen, die ohne Pestizide auskommen, und Wildblumen locken Insekten an, ein willkommener Proteinsnack. Dichte Hecken und Kletterpflanzen bieten den  Überfliegern Verstecke und Schlafmöglichkeit.

„Klar profitieren Sperlinge von einem speziellen Futterhaus, das ist aber nicht genug“, sagt Karner-Ranner. Nur die Natur macht satt. Das pfeifen doch die Spatzen von den Dächern.

Die "Passer" in Zahlen

48 Arten in elf Gattungen werden zur Familie der Sperlinge – wissenschaftlich Passeridae – gerechnet.

500 Millionen Haussperlinge – Passer domesticus  – gibt es weltweit.

20 bis 50 Tiere leben in einem Trupp, Spatzen sind sehr sozial.

3200 Federn haben Sperlinge vor der Mauser, danach sind es ungefähr 3600.

60 Stundenkilometer ist die höchste Fluggeschwindigkeit.

4 bis 6 Eier liegen durchschnittlich in einem Nest. Die Jungen schlüpfen nach etwa 22 Tagen.

18 Minuten vor Sonnenaufgang zwitschern die Vögel los.

52 Millionen Jahre ist das älteste Fossil eines Samenfressers (Bild unten), das je gefunden wurde, alt.

 

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52 Millionen Jahre ist dieses Fossil alt.

Den Dreckspatz mit dem Spatzenhirn gibt es nicht

Gerede. „Der Spatz ist in der Sprache allgegenwärtig, weil er früher extrem häufig war – selbst in den Großstädten“, sagt Eva Karner-Ranner von Birdlife Österreich. Die  Bedeutung der Begriffe ist nicht immer stimmig.

Dreckspatz. Sperlinge sind sehr reinlich. Sie baden mehrmals am Tag – in Wasser oder Sand. Wie andere Steppenbewohner wirbeln die Vögel mit den Füßen Staub auf und verteilen ihn im aufgeplusterten Gefieder. Anschließend schütteln sie die Verunreinigung samt Parasiten ab.

Spatzenhirn. Das Gehirn von Vögeln ist kleiner und anders aufgebaut als das von Säugetieren, deshalb sprach die Forschung ihnen lange Zeit kognitive Leistungen ab. Doch Spatzen nutzen andere Hirnareale, um Informationen zu verarbeiten; die Verschaltung übernehmen sehr komprimierte Nerven.

Die Spatzen pfeifen es vom Dach. Tatsächlich sitzen die Vögel oben auf ihren Singwarten und tschilpen – um ihren Nistplatz zu verteidigen oder Nahrungsquellen auszuplaudern.

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